Sexy Pessimismus

Plötzlich hatte Nena ein neues Lieblings-T-Shirt. „Guten Tag“ stand vorne drauf und auf der Rückseite der Name einer Berliner Band: Wir sind Helden. In einem gemeinsamen Konzert hatte man sich ins Herz der NDW-Ikone gespielt, fortan trug Nena das T-Shirt auf der Bühne. Und auf Fotos in Bravo, Bunte, Spiegel.

Als Lohn sitzen sie jetzt, erzählen Judith Holofernes, Jean-Michel Tourette, Mark Tavassol und Pola Roy, oft auf dem Fußboden und malen T-Shirts an. Denn komplette Nena-Fanclubs hätten schon danach gefragt. Nebenbei ist der Band immerhin die Zeit geblieben, eine EP einzuspielen. Und da hört man dann schon, dass die vier wohl gerade einmal im Schlafanzug auf dem Sofa herumgehüpft sind, als die NDW die ZDF-Hitparade eroberte.

Die Musik von Wir sind Helden gehört zu den immer weniger werdenden Aspekten des 80er-Revivals, die nicht nerven. Das liegt an schönen Melodien und am tollen Umgang mit dem Synthesizer.

In ihren Texten schließlich stellt Holofernes ein paar längst überfällige Fragen: Muss ich im Land der begrenzten Unmöglichkeiten denn wirklich immer alles müssen, was ich kann? Und könnte ich meine Mitgliedschaft in der Talkshow-Nation vielleicht an der Reklamation zurückgeben – und mein Leben wiederhaben? Das ist Kulturpessimismus, aber es ist sexy. maw

morgen, 21 Uhr, Tanzhalle