Helfer fühlen sich verschaukelt

Während sich der Ölteppich nach der Havarie des Tankers „Prestige“ immer weiter an der galicischen Küste entlang ausdehnt, bekommen die Behörden die Koordination der Säuberungsarbeiten nicht in den Griff. Ein Krisenstab soll es nun endlich richten

von der Costa da Morte R. WANDLER

Iris Menn ist enttäuscht: „Die wollen hier keine Freiwilligen“, hat sie festgestellt. Die deutsche Meeresbiologin gehört zu einer Gruppe von 50 Greenpeace-Aktivisten aus Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei, die nach dem Untergang der „Prestige“ ins nordwestspanische Galicien gekommen sind. Mit eigener Ausrüstung helfen sie bei der Säuberung des Strandes Barraña. „Was hier passiert, ist unglaublich“, schimpft Menn. „Den ganzen Tag putzen wir den Strand. Und jetzt verweigern uns die zuständigen Stellen einen Container für den Ölschlamm.“ So bleiben die Helfer auf den Säcken und Kübeln sitzen.

Der Küstenabschnitt bei Arteixo, wo Greenpeace im Einsatz ist, gehört zu den am stärksten betroffenen. Mehrere Zentimeter dick ist die einheitlich schwarze Schicht, die über allem liegt. Und kaum ist sie abgegraben, schwemmt das Meer neues Öl an. „Es fehlt an jeglicher Koordination“, sagt Menn. Am Freitag ist sie die verseuchte Küste abgefahren und hat gesehen, dass bis auf wenige Stellen „überhaupt nichts geschehen“ ist.

Mittlerweile sind über 470 Kilometer Küste von der Ölpest betroffen. Vor vier Tagen waren es noch 200 Kilometer. Die spanische Regierung hat am Wochenende zusammen mit der Regionalregierung in Galicien einen Krisenstab eingesetzt. Zehn Tage, nach dem der Tanker „Prestige“ Leck schlug, und vier Tage nach dem sie unterging, soll erstmals versucht werden, die Säuberungsarbeiten zu koordinieren.

Auch die Einheimischen haben schlechte Erfahrungen gemacht: „Hier sind fast alle auf einer Liste für Freiwillige beim Fischereiverein“, sagt Hector Morgado, Fischer in Caion, unweit von Arteixo. „Nur: Abgerufen hat uns bisher niemand.“ Und ohne Schutzkleidung und Atemschutz möchte auch keiner losziehen.

In anderen Orten sieht es nicht besser aus. Tausende von Fischern, Umweltschützern, Studenten und Pfadfindern aus Galicien und dem restlichen Spanien meldeten sich am Wochenende freiwillig in den Dörfern. Viele standen mangels Material untätig herum. Der Krisenstab setzt auf seine 435 Mann starke Säuberungstruppe. Knapp die Hälfte sind Marinesoldaten, der Rest Katastrophenschützer. In den nächsten Tagen soll die Truppe auf 900 Leute aufgestockt werden. Das macht zwei pro Kilometer verseuchte Küste.

Im Süden Galiciens, wo die Ölpest bisher die fisch- und meeresfrüchtereiche Rías Baixas verschont hat, gingen am Samstag tausende von Menschen auf die Straße. „Die Regierung überlässt uns unserem Schicksal“, beschwerten sich die Fischer. Seit Tagen fordern sie schwimmende Ölbarrieren zum Schutz der Rías. Doch die Behörden ignorieren das. Wenige Kilometer weiter, in der Provinzhauptstadt Vigo fand eine zweite Demonstration statt. Auch hier forderten die Menschen „die Mittel, um unsere Küste zu schützen“.