thema des tages

Schwule und Lesben im Alter

Zum Thema „Anders sein und älter werden – Lesben und Schwule im Alter“ begann gestern in der Alice-Salomon-Fachhochschule in Hellersdorf eine Tagung, die heute noch fortgesetzt wird. Anlass ist eine Studie zur Situation älterer Lesben und Schwuler in Berlin, die von der Senatsverwaltung für Bildung im Oktober veröffentlicht wurde. Rund 40.000 homosexuelle Männer und Frauen in Berlin sind älter als 65 Jahre; die Zahl wächst in den nächsten Jahren. Die Studie kommt zu dem Ergebnissen, dass viele lesbische Frauen und schwule Männer im gesellschaftlichen Abseits stehen. Sie nutzen kaum die Einrichtungen der Altenhilfe oder geben sich dort nicht zu erkennen aus Angst vor Diskriminierung wegen ihrer Homosexualität. Sie leben oft vereinzelt und sind einsam, weil viele keine Kinder haben und kaum familäre Bindungen. Grund für den sozialen Rückzug seien vor allem Erfahrungen mit Verfolgung durch die Nationalsozialisten bis 1945 und durch die Behörden der Bundesrepublik und der DDR bis Ende der 60er-Jahre. Lesben und Schwulen, die diese Zeiten miterlebt haben, fällt es schwer, ihre Homosexualität zu akzeptieren und zu äußern, heißt es in der Studie. Die Studie fordert Wohnprojekte und Begegnungsstätten für ältere Homosexuelle, die sie aus ihrer Isolation lösen sollen. Die Altenhilfe soll sich besser auf die Lebenssituation älterer Lesben und Schwuler einstellen, beispielsweise indem das Pflegepersonal geschult wird. Auf der Tagung werden nun Perspektiven in der Seniorenpolitik diskutiert und Modellprojekte im Wohn- und Pflegebereich vorgestellt. BK