Ins Freie getriggert

Das New Yorker Underground-HipHop-Label Def Jux ist auf Tour. Am Samstag in Bremen: El-P, RJD2 und Mr. Lift

Während die Großkopferten des HipHop saturiert und musikalisch erstarrt vom Scheitel bis zu den Sneakers in dicken Autos spazieren fahren, kocht unter ihren Füßen der Rapteufel der Innovation von Monat zu Monat ein immer besseres Süppchen.

Repräsentiert wird der sogenannte Sound des Underground von Labels wie Big Dada in England oder Anticon und Def Jux in den USA. Man kann das natürlich auch anders sehen. Etwa so: Auch Indie-HipHop hat längst einen Bauchansatz. Er ist selbst erstarrt. Oder mit Hartwig Vens von konkret: „Aus Indie, einer Bewegung zur Selbstbemächtigung der Produktionsmittel, ist ein Genre geworden.“ Underground-HipHop sei in Wirklichkeit kaum mehr als ein Subsegment der HipHop-Industrie mit einem Kanon spezifischer Codes, die selbst nur noch reproduziert würden. Ende der Innovation.

Wirklich? Nicht unbedingt, denn es gibt es eine Reihe origineller Ausnahmen. Wenigstens was den Umgang mit Sounds, Beats und Styles anbelangt. Bleiben wir also bei Def Jux, dem großartigen New Yorker Label des MCs El-P.

Def Jux gibt es seit zwei Jahren, und wenn sich im Schaffen der verschiedenen Künstler eine labelbasierte übergeordnete Idee ausmachen lässt, ist es vermutlich das, was Labelmate RJD2 so formuliert: „Wir haben alle den gleichen Bezug zu HipHop. Für jeden von uns ist es wichtig, nicht den Style von jemand zu biten. Und immer wieder mit neuen eigenen kreativen Ideen zu kommen.“

Nun hätte jede x-beliebige Teenie-Pop-Band in etwa das Gleiche gesagt, doch trifft es auf das Tun von Def-Jux-Artists tatsächlich zu. RJD2s quietschvergnügter, funkorientierter Instrumental-HipHop ist tatsächlich Lichtjahre entfernt vom kampfbereiten Herumschleichen El-Ps in der Kanalisation einer imaginierten Metropolis. El-Ps ungehörte Sounds beschwören fortwährend das brutale Ende einer noch nicht begonnenen Zukunft. Und RJD2? Er triggert einen Weg ins Freie.

Michael Saager

Def Jux featuring El-P, RJD2, Mr. Lif: am Samstag, 23.11., um 22.30 Uhr im Jungen Theater