„Nicht dramatisieren“

Der russische Exbotschafter über die Praxis, Briefe an deutsche Medien zu schreiben

taz: Die Russische Botschaft hat der ARD einen kritischen Brief geschrieben. Wie ist das einzuordnen?

Wladislaw Terechow: Solche Briefe werden oft geschrieben, nicht nur von der Russischen Botschaft. Auch als ich damals in Bonn gearbeitet habe, war das ein normaler Vorgang. Eigentlich werden diese Briefe als Arbeitspapiere betrachtet, also nur intern verwendet. Manche sind auch als Richtigstellung veröffentlicht worden.

Die ARD hat mit Gegenkritik reagiert. Welche Konsequenzen wird das haben?

Man sollte den Fall nicht dramatisieren. Es ist so: Die russische Gesellschaft hat in den Geiselnehmern von Moskau Terroristen gesehen und keine tschetschenischen Helden. Dem wollte man Ausdruck verleihen. Ich glaube, dass deutsche Medien Ärger bekämen, wenn sie die New Yorker Attentäter als arabische Helden beschrieben.

Zeigt der Brief, dass sich die Beziehungen zwischen der russischen Regierung und den deutschen Medien verschlechtern?

Ein einzelner Fall kann die guten Beziehungen nicht beschädigen. Allerdings kann die Berichterstattung der Medien eine schlechte Atmosphäre schaffen. Wir wollen, dass objektiv berichtet wird.

Wer legt denn aber fest, was objektiv ist und was nicht?

Fritz Pleitgen hat lange aus Russland berichtet. Er wird die richtige Entscheidung treffen. Das Recht, einander zu kritisieren, haben beide Seiten.

INTERVIEW: MATTHIAS BRAUN