berliner szenen Beate Uhse hält Stellung

69

Ein Zufall soll es nicht gewesen sein. Nein, es sei Absicht. Die Adresse des neuen Shops. Kurfürstendamm 69. Na, klingelt es, 69? Und jetzt: 69 und Sex? Genau! Die Stellung! Wo er und sie oder er und er oder sie und sie. Auf jeden Fall beide umgekehrt aufeinander oder nebeneinander. Oder so.

Auf jeden Fall hat sich diese Hausnummer jetzt ein neuer Beate-Uhse-Shop gesichert, zwischen einer Eisdiele und einem Blumenladen am Adenauerplatz. Aufgeregt bin ich zuerst schon. Ist aber völlig unnötig. Alles so schön harmlos hier. Die Einrichtung ganz in Rot, der Farbe der Liebe, wie mir eine freundliche Dame erklärt. An den Wänden vier Unterteilungen: Hilfsmittel, Dessous, Magazine und DVDs. Videos liegen ungeordnet auf Wühltischen herum.

Es gibt Häppchen und Sekt und eine Ansprache. Dabei wird verlautbart, dass die Firma einen neuen Schriftzug konstruiert hat. Nach 40 Jahren. „Beate Uhse“ jetzt in hellrot, nur das „ea“ in „Beate“ in dunkelrot und das „a“ dabei an der Senkrechtachse gespiegelt. Schwer darzustellen hier, an dieser Stelle. Wenn jetzt das „e“ und das spiegelverkehrte „a“ nochmal gespiegelt werden, in Gedanken, ergibt es die Zahl 69. Sexy, nicht? Oder lieber noch mal erklären? Auf jeden Fall wird mir langsam immer heißer bei diesen ganzen sexuellen Anspielungen hier. Also gehe ich mal so eine Videokabine suchen. Zum Abkühlen, wie es heißt. Entspannen, sagt man. Aber Fehlanzeige. Keine Kabine weit und breit. Aber, erklärt man mir, das sei nicht die Schuld von Beate Uhse. Die Bauaufsicht verbietet so was. Auf dem Kurfürstendamm darf es keine Sex-Videokabinen geben. Ich gehe dann also mal. Ums Eck gibt es Kabinen. Aber mir ist nicht mehr danach.

JÖRG PETRASCH