Medizin, nicht Wunderpille

betr.: „Magie und Wunderheilung“ von Colin Goldner, taz vom 1. 11. 02

Was der Autor in seinem Artikel über Tibetische Medizin schreibt, zeugt von absolut fehlender Sachkompetenz, um nicht zu sagen von völliger Ignoranz bezüglich der Materie. Aus nicht einsichtigen Gründen versucht der Autor ausgerechnet die Tibetische Medizin – die keine Volksmedizin, sondern ein eigenständiges Gelehrtensystem ist – in die Ecke unseriöser „Wunderpraktiken“ zu stellen, und schreckt dabei nicht vor falschen Behauptungen und krassen Unwahrheiten zurück.

Tatsache ist, dass tibetische Heilmittel bereits seit über 30 Jahren im Westen erforscht und mit bemerkenswertem Erfolg angewendet werden. Die Behauptung, dass bisher kein einziges tibetisches Arzneimittel auf seine Wirkungen und Nebenwirkungen wissenschaftlich untersucht worden sei, ist schlicht falsch (Absicht und Unkenntnis?) – das Gegenteil trifft zu:

Zahlreiche wissenschaftliche Studien aus verschiedenen Ländern (Großbritannien, Dänemark, Polen, Österreich, Schweiz, Israel) belegen die Wirksamkeit tibetischer Medikamente, zum Beispiel Padma Lax bei Verdauungsproblemen und Reizdarm sowie Padma 28 bei Durchblutungsstörungen bzw. Arteriosklerose und chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Padma 28 als „Wunderpille“ abzuqualifizieren zeugt von mangelnder Sachkenntnis. Dabei wären fundierte Informationen zu komplementärmedizinischen Therapien für viele Betroffene sehr hilfreich.

Padma 28 ist in der Schweiz seit über 20 Jahren als (rezeptfreies) Arzneimittel registriert (in Deutschland gegen ärztliches Rezept erhältlich) und wird sogar von den Krankenkassen bezahlt.

Einfach zu widerlegen ist auch die Behauptung, Padma 28 bestehe „wesentlich“ aus den drei Inhaltsstoffen Baldrian, Vogelknöterich und Kalziumsulfat (ein Mineral). Ein Blick auf unsere Website (www.padma.ch) zeigt die genaue Zusammensetzung: Das Präparat besteht aus 22 Bestandteilen, wovon die drei genannten zusammen nur einen Bruchteil, das heißt weniger als zwölf Prozent (45 mg von total 391 mg), ausmachen.

Vollends unglaubwürdig macht sich der Autor, wenn er den Anschein erweckt, an der erwähnten Medizinkonferenz in Graz gewesen zu sein, nach Auskunft des Veranstalters aber gar nicht dabei war. Dies erklärt, warum er mit keinem einzigen Wort auf die Vorträge eingeht und die beteiligten WissenschaftlerInnen nicht nennt.

Als kleine Herstellerin pflanzlicher Heilmittel sind wir durchaus kritische Anfragen gewohnt – wir sind es jedoch auch gewohnt, auf sachlicher Ebene und vor allem fundiert mit unseren KritikerInnen zu diskutieren. Der vorliegende Text ist leider weit davon entfernt. CORNELIA SIDLER, Padma AG

Zürich-Schwerzenbach, Schweiz