Dariusz Wosz darf wieder wirbeln

Ausgerechnet der bei Hertha ausgemusterte Exnationalstürmer leitet den 3:0-Sieg der Bochumer gegen Berlin ein

Dariusz Wosz war einst der erste so genannte Star, der zu Hertha BSC kam, was die Entwicklung des Klubs erst demonstriert und dann befördert hatte. Irgendwann war er dann zu klein geworden – und durfte nach Bochum zurück. Da darf er wieder wirbeln, wie er das mag. Es war natürlich eine besondere Pointe, dass er hauptverantwortlich war für das 3:0 über Hertha. Als er gestern Abend den Platz verließ, wurde noch gespielt, aber die Leute feierten ihn schon stehend.

Denn Wosz (33) hatte gegen seinen alten Klub das erste Tor geschossen. Das zweite steuerte Paul Freier bei, der neue Star beim VfL und auf der rechten Seite des DFB-Teams. Die beiden gaben ein Kreativteam ab, dem Hertha am Sonntag in der zweiten Halbzeit nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. Das 3:0 machte Gudjonssons (90).

Die dritte Saisonniederlage wirft Hertha erstens zurück in dem Bestreben, hinter den beiden Großen Bayern und Dortmund in die Lücke zu stoßen, die sich nach dem Schwächeln von Leverkusen aufgetan hat. Zweitens hinter den gestrigen Gegner Bochum, bei dem Trainer Neururer die problematischen Wochen als überstanden werten kann. Bis auf weiteres.

Hertha hatte auf Van Burik, Rehmer, Neuendorf und Alves verzichten müssen, wie ja überhaupt Trainer Huub Stevens darunter leidet, dass im Team die „Automatismen“ fehlen, weil er bisher aus Verletzungsgründen kein festes Team hat formen können. Die gibt es nur beim Bochumer Anhang, der den Holländer nach wie vor als „Schalker Sau“ gespeichert hat.

Tatsächlich hat Stevens sein System, den aus Schalke bekannte Stevens-Fußball, nach Berlin mitgebracht, den man vielleicht am besten mit dem Wort „realistisch“ beschreiben kann. Die Defensivarbeit (bisher erst acht Gegentore) wird tief stehend und mit großem Aufwand betrieben von zwei Viererketten, die Kreativanstrengungen werden gebündelt – in der Person von Spielmacher Marcelinho. Vorne ist eine Spitze, diesmal der Kapitän Michael Preetz. Obwohl der keine Bälle bekam und weitgehend wirkungslos blieb, hatte Hertha im Ruhrstadion in der ersten Halbzeit drei Chancen, alle von Marcelinho über links eingeleitet. Das hört sich nicht nach viel an, ist es aber für Hertha-Verhältnisse.

Es war ein Geduldspiel, weil auch Bochum hinten stand und auf Fehler wartete. Nach dem Wechsel zahlte sich das für Bochum aus, weil Wosz die erste richtige Chance nutzte – herausgespielt über links in Zusammenarbeit mit Jung-Nationalspieler Freier. Danach hätte Marcelinho und also Hertha reagieren müssen. Aber es kam auch nichts, als Stevens nach einer Stunde Stefan Beinlich brachte, seinen zweiten Kreativspieler. Hertha kam nicht mehr ins Spiel zurück und wurde unter großem Jubel auch noch ausgekontert, etwas, was Stevens nun wirklich selten passiert.

Na ja, vielleicht war man ein bisschen müde, schließlich ist man erst am Freitag früh aus Zypern zurückgekommen und war am Samstag wieder ins Ruhrgebiet geflogen. Das Gute ist: Jetzt kann man ein bisschen regenerieren. Mitte der Woche ist DFB-Pokal, da ist Hertha bekanntlich nicht mehr vertreten (Aus gegen Regionalligist Holstein Kiel).

PETER UNFRIED