Trost aus dem Millionärsmilieu

Einfühlsam und sauber gespielt – trotz Stars ist „Davon stirbt man nicht“ (ARD, 21.05 Uhr) mäßige Unterhaltung

Ja, die Verwechslung einer Millionärstochter mit dem armen, verwaisten Mädchen von nebenan, wie in Christine Hartmanns Fernsehfilm „Davon stirbt man nicht“, ist schon eine feine Sache. Wenn Anna (Bernadette Heerwagen), die sich nur deshalb an ein Elite-Internat verirrt hat, weil ihre Schwester dort Lehrerin ist, anstelle der verwöhnten, reichen Dorian (Zora Holt) mit deren nagelneuem Luxusschlitten verreisen darf, so ist das Fernsehstoff, der in den Zeitgeist passt. Stoff, der die Illusion kleiner Leute nähren soll, von den Geldpötten der Superreichen nicht weit entfernt zu sein. Solche Sujets sind besonders in Krisenzeiten außerordentlich trostspendend und auch quotenbringend, so offenbar die Denkart der Programmgestalter.

Im Film, nach dem Drehbuch von Renate Kampmann, frei nach einer Idee von „Kommissar brunetti“-Autorin Donna Leon, haben allerdings auch Millionäre kein sorgenfreies Leben. Demzufolge macht es nicht viel Spaß, in deren Fußstapfen zu treten. Anna wird anstelle des Millionärstöchterleins von gewissenlosen, brutalen Kidnappern, die einige Millionen erpressen wollen, in Gefangenschaft genommen. Und wenn die Lehrerin Laura (Suzanne von Borsody) lieber verschweigt, dass ihre unvermögende Schwester in die Fänge der skrupellosen Gangster geraten ist, macht das Sinn: Es ist die Mär vom reichen, aber herzlosen Papa, der für das arme Mädel keinen müden Euro springen lassen würde. Na bitte, können wir Zuschauer doch froh sein, dass wir arm, aber glücklich sind und uns gerade noch einen Fernseher leisten können.

So banal wie der Plot, so klischeereich die Machart. Da können Suzanne von Borsordy und die anderen Hauptdarsteller noch so gefühlvoll ihre Rollen spielen, Spannung will sich nicht einstellen. Zu vorhersehbar sind die Abläufe des Films, von Charakterdarstellung keine Spur. Der amerikanische Millionär ist am Ende geläutert. Motto: Was ist schon Geld? Kann ja schnell wieder verdient werden. Die spröde Internatslehrerin, die hyperfürsorglich für ihre halbwüchsige Schwester sorgt, hat eine Lovestory mit dem Leibwächter des Millionärs. Eine schöne Venedigreise gibt es für alle Beteiligten. Alles in Butter. Doch selbst der malerische Markusplatz mit Tauben, Geheimtipp für deutsche Filmer auf Quotenfang, reißt diese alberne Schmonzette nicht heraus. Nun, wie der Filmtitel schon sagt: Davon stirbt man nicht, doch Spaß macht solch niedere Fernsehqualität auch nicht. GITTA DÜPERTHAL