Krönungskriterien

Generell gibt es drei ungeschriebene Gesetze für eine Weinkönigin: weiblich, ledig, jung. Von Schützenköniginnen oder Jungesellenköniginnen unterscheidet sie sich äußerlich durch einen Weinpokal, auf dem Name und Ordnungszahl eingraviert sind. Außerdem gehört zur Königin eine Krone, die eigentlich ein Diadem ist.

Falls ihre Stadt keine Weinköniginnengarderobe hat, muss Ihre Hoheit schneidern oder auf die Abteilung Abendmode der umliegenden Kaufhäuser vertrauen. Ortsvereine oder die Tourismusbranche subventionieren die Anschaffung, die um die achthundert Euro kosten kann. Gerne gesehen sind Samt, Taft oder Trachten.

Weinkönigin einer Gemeinde oder Stadt: Die Größe des Heimatweinortes bestimmt die erste Stufe der Königinnenwahl. Manchmal ist die Konkurrenz groß, manchmal sind die Verantwortlichen froh, überhaupt eine junge Frau zu finden, die ein Jahr lang ihre Heimat repräsentiert. Oftmals sind die Königinnen Winzerstöchter. Etwas Lokalpatriotismus und Liebe zum Volk gehören dazu.

Gebietsweinkönigin: Stufe zwei verlangt der Würdenträgerin viel Zeit ab, weswegen eine Ortsweinkönigin in spe erst einmal mit dem Arbeitgeber sprechen sollte, bevor sie sich wählen lässt. Jetzt sind auch vermehrt Fachwissen, Spontaneität und Ausstrahlung gefragt. Nur als Gebietsweinkönigin eines der dreizehn deutschen Anbaugebiete kann eine Kandidatin zur nationalen Krone greifen.

Deutsche Weinkönigin: Für die Vorbereitung auf die dritte Stufe gibt es Seminare, die den Aspirantinnen alles über Südhänge, Bezeichnungsrecht auf deutschen Etiketten und Spätburgunder beibringen. Die deutsche Weinkönigin ist die Vertreterin aller Winzer und der deutschen Weine und muss ihren Beruf während der Amtszeit ruhen lassen.

Die Anwärterin auf die Deutsche Weinkrone sollte ein besonderes Hobby haben – am besten Segelfliegen oder Fallschirmspringen; dann nämlich kann die Ausübung desselben mit Weinbergen im Hintergrund gefilmt und das Ganze als Trailer bei der großen Wahlnacht gezeigt werden. Die Siegerin wird mit Ruhm, Weltreisen als Weinrepräsentantin, Handy, Kleidern und Dienstwagen belohnt. JUDITH LUIG