Keine schnelle Lösung

Im Konflikt um Tschetschenien sind die Fronten starr. Internationale Kritik an Moskaus Krieg im Kaukasus ist weitgehend verstummt

BERLIN taz ■ Zum dritten Mal jährte sich im September der Beginn des jüngsten Kriegs, den das nachsozialistische Russland gegen die Kaukasusrepublik Tschetschenien führt. Nach einer Serie von Bombenanschlägen in verschiedenen russischen Städten erklärte Putin 1999, er wolle die „terroristischen Aktivitäten“ der Kaukasusrebellen beenden. Seitdem haben russische Soldaten systematisch die Infrastruktur des Landes zerstört, ihr Kriegsziel aber nicht erreicht.

Auch die Tschetschenen sind nicht in der Lage, den Konflikt militärisch für sich zu entscheiden. Ihre Führung besteht aus verschiedenen Warlords, die untereinander zerstritten sind. Und ihre Ausrüstung ist zu schlecht, um offensiv gegen die vergleichsweise gut gerüstete russische Armee zu kämpfen.

Das Verhältnis zwischen den Kriegsgegnern ist schon lang gespannt. Nachdem sich das Land 1991 für unabhängig erklärt hatte, besetzten 1994 russische Truppen die Kaukasusrepublik. Diesen ersten Tschetschenienkrieg beendete Jelzin, als er 1997 den zum Präsidenten gewählten Aslan Maschadow anerkennen musste. Putin kündigte 1999 nach der Bombenserie, für die er tschetschenische Terroristen verantwortlich macht, diese Anerkennung auf.

Seit dem 30. September 1999 sind wieder russische Truppen im Land. Die Abendnachrichten des russischen Fernsehens berichten fast täglich aus Grosny und Umgebung.

Die internationale Kritik an Russlands Krieg im Kaukasus ist seit dem 11. September 2001 weitgehend verstummt. Geschickt gelang es Putin den Krieg im Kaukasus in den „Krieg gegen den Terror“ zu integrieren. Dass die tschetschenischen Rebellen Kontakte zu islamischen Terroristen haben, gilt inzwischen als wahrscheinlich.

MATTHIAS BRAUN