Terror-Inferno auf Bali

Verheerendster Terroranschlag seit dem 11. September. Bombenattentat auf indonesischer Ferieninsel tötet mehr als 180 Menschen. Über 300 Verletzte. Nur Mutmaßungen über Attentäter

BERLIN dpa/afp/taz ■ Bei den schlimmsten Bombenanschlägen seit dem 11. September 2001 sind in der Nacht zum Sonntag auf der Ferieninsel Bali mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen. Die indonesische Präsidentin Megawati Sukarnoputri sagte, bei dem „schändlichen Anschlag“ seien mindestens 182 Menschen getötet und 332 verletzt worden. Bei den meisten Toten handelt es sich um junge Australier und andere westliche Touristen. Unter den Verletzten sind auch mindestens sieben Deutsche. Eine Deutsche wurde gestern vermisst. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist nicht auszuschließen, dass es auch Todesopfer aus Deutschland gegeben habe. Der Reiseveranstalter Thomas Cook berichtete, ein deutscher Urlauber werde vermisst. Die Hintergründe der Anschläge waren völlig unklar.

Kurz nach 23 Uhr Ortszeit waren am Samstag in dem beliebten Urlaubsort Kuta Sprengsätze vor zwei gut besuchten Diskotheken explodiert. Zumindest eine der Bomben war in einem Auto versteckt, das vor einem der Clubs geparkt war.

Die australische Regierung sprach von einem gezielten Terroranschlag gegen westliche Urlauber. Die Drahtzieher hätten möglicherweise Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida, sagte Außenminister Alexander Downer. Hinter den Anschlägen könnte die militante indonesische Muslimorganisation Dschamaat-i-Islami stecken. Australien schickte Militärflugzeuge mit medizinischer Ausrüstung, um die Verletzten in australische Krankenhäuser zu bringen.

Augenzeugen berichteten von völligem Chaos nach den Anschlägen in Kuta, einem Stadtteil von Balis Hauptstadt Denpasar. Die Detonation habe ein mehr als fünf Meter großes Loch in die Straße gerissen, rundherum hätten Leichen und Körperteile gelegen. An vielen Gebäuden entstand erheblicher Schaden. Rund 20 Autos gingen in Flammen auf. In einem Geschäftshaus brach Feuer aus, das auf einen ganzen Straßenzug übergriff. Eine weitere Explosion ereignete sich vor dem US-Konsulat in der Stadt. Auch in der Stadt Manado in der Provinz Sulawesi explodierte ein Sprengsatz vor dem philippinischen Konsulat, richtete aber keinen Schaden an.

Weltweit löste der Anschlag Entsetzen aus. Bundesaußenminister Joschka Fischer und andere westliche Regierungen zeigten sich bestürzt über die Attentate. US-Präsident George Bush verurteilte die Tat als „abscheulichen“ Terrorakt. Der russische Präsident Wladimir Putin betonte, das Attentat zeige, dass die internationale Gemeinschaft im Kampf gegen den Terror enger zusammenarbeiten müsse.

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