Nun auch EU-Klone

Die Schöpfer des Klonschafs Dolly wenden sich nun dem Menschen zu, aber angeblich nur, um Stammzellen für Medikamente zu entwickeln

BERLIN taz ■ Auch seriöse europäische Wissenschaftler wollen jetzt menschliche Embryozellen klonen. Professor Ian Wilmut vom Roslin Institute in Edinburgh gab am Wochenende bekannt, dass er mit einer Genehmigung durch die britischen Behörden innerhalb der kommenden sechs Monate rechne. Wilmuts Team ist der Schöpfer des Klonschafes Dolly. Es war das erste Säugetier, das als Klon nicht einer Eizelle, sondern eines erwachsenen Tieres entstand und so die Fantasie über solche Wesen auch beim Menschen anfachte. (www.roslin.ac.uk)

Der von Wilmut gestellte Antrag wird noch von mindestens vier Ethikkomitees bearbeitet. Wenn sie alle –wie von ihm erwartet – zustimmen, könnte er am Klonen von menschlichen Stammzellen forschen. Er will mit diesen neuen Zelllinien Verfahren für die Medizin entwickeln. Gedacht wird etwa an Herzzellen, um nach einem Infarkt das Herzmuskelgewebe wieder zu reparieren, oder Zellkulturen, an denen Medikamente gestestet werden können.

Wilmut betonte ausdrücklich, dass er niemals beabsichtige, Menschen zu klonen. Das sei unethisch. Außerdem hätten praktisch alle von seinem Team geklonten Tiere Gendefekte, die sich auch körperlich bemerkbar machten. Das Klonschaf Dolly etwa entwickelt schon in jungen Jahren Rheuma. Die ersten Kloner menschlicher Embryos sind die Roslin-Leute nicht: Vergangenes Jahr gab die US-Firma Advanced Cell Technology bekannt, dass sie Embryozellen in einem sehr frühen Stadium geklont hat.

Der bisher hinter Wilmut stehenden Firma PPL Therapeutics (www.ppl-therapeutics.co.uk) geht es ansonsten nicht besonders gut. Mitte September gab sie bekannt, dass sie den Stammzellenteil ihres Klongeschäfts dichtmacht. Es sei zu wenig Profit damit zu machen, so die Begründung. Der Bereich Xenotransplantation – also Tierorgane für Menschen – steht zum Verkauf. Es bleibt noch der Protein-Bereich: Aus den Eutern von Milchtieren sollen per Genmanipulation Medikamente für Menschen fließen. MARIA KLEINSCHROTH