Platz für Poesie und Parties

Pferdestall-Gruppe klagt über Verzögerung ihres Kulturprojekts durch die Uni-Leitung: „Wir wollen etwas verändern und man lässt uns nicht“

von HELENE BUBROWSKI

Es geht um einen Innenhof neben dem Abaton-Kino. Und um daran angrenzende Räume, die zur Kaiserzeit tatsächlich einmal als Pferdestall genutzt wurden und noch heute so heißen. Seit zwei Jahren gibt es den Plan der Gruppe „Pferdestall e.V.“, dort ein studentisches Kulturzentrum zu errichten. Inzwischen scheint die Realisierung ungewisser denn je.

„Studenten wollen nicht nur ein Astra trinken und Doppelkopf spielen, sondern haben auch Interesse an Kultur“, erklärt Asta-Referent Sebastian Grundke die Notwendigkeit eines Kulturzentrums. Er stellt sich dort ein „Zusammenspiel von Bühnen jeglicher Art“ vor: Theatervorstellungen, Lesungen und Poetryslams sollen genauso ihren Platz haben wie Nachwuchsbands und Partys.

Als ersten Schritt wollen die Studierenden ein Café eröffnen. Musikräume, eine Kleinkunstbühne und ein Partykeller sollen folgen. Auch das Kulturkurs-Programm des Asta soll Platz finden.

Das Konzept sei zwar „nicht von heute auf morgen durchsetzbar“, gibt Grundke zu, doch sei es durchaus „realistisch“. Die Pferdestall-Gruppe ließ Gutachten über Lärmbelästigung erstellen, führte Gespräche mit den Anwohnern, zeichnete Pläne über die optimale Nutzung. Sogar die Finanzierung durch Sponsoren ist organisiert. Seit zwei Jahren hätten sie „ihre meiste Zeit und Energie dem Projekt“ gewidmet und mehr als 100.000 Euro investiert.

Und doch: Die Realisierung steht in Frage. „Von der Uni-Leitung werden uns immer wieder Steine in den Weg gelegt, die verhindern, dass es endlich losgeht“, beschwert sich Grundke. Zwar wird die Fassade des Gebäudes zur Zeit saniert, „mit dem Kulturzentrum“, vermutet er, habe das jedoch „nichts zu tun“. Dabei sei alles mit der Uni-Leitung und dem Baureferenten genau besprochen, sogar ein Zeitplan erstellt worden, der aber nun „längst überschritten ist“. Abgemacht worden sei, dass schon im Frühjahr ein Teil der Werkstätten auszieht. Was machbar wäre, denn im Institut der Mineralogie wären einige Räume frei.

„Wir wollen eigentlich nur, dass es endlich mal losgeht“, so Grundke. Gegenüber der taz berichtete Uni-Präsident Jürgen Lüthje allerdings, dass „erst in ein bis eineinhalb Jahren frühestens mit dem Auszug der Werkstätten gerechnet werden könnte“. Sollte vorher beispielsweise eine Klempnerei ausziehen, käme eine Tischlerei hinein.

Der Unileitung gehen die Pläne von „Pferdestall e.V.“ offenbar zu weit. So beabsichtigt die Gruppe, gemeinsam mit dem Asta die Räume von der Universität zu pachten. Es sei „vollkommen klar, dass die Räumlichkeiten nicht einer Initiative zur Selbstverwaltung überlassen werden“, sagt dagegen Uni-Präsident Jürgen Lüthje. Letztlich sei es die Uni, die „die Nutzung bestimmt“.

Grundke verwundert diese Äußerung. Denn die Zusammenarbeit vor allem mit Uni-Baureferent Michael Holtmann sei am Anfang der Planungen „sehr fruchtbar“ gewesen. Auch Lüthje findet das „inhaltliche Konzept sehr gut“. Doch konkrete Zusagen gibt er eben nicht.

„Der Zug wurde ins Rollen gebracht, dann wurde er gestoppt und jetzt wird er rückwärts geschoben“, klagt Grundke. Was die Uni-Leitung zu der „Verzögerungstaktik“ veranlasst, weiß Mit-Initiator Falk Hocquél auch nicht: „Fest steht nur, wir wollen an der Uni nachhaltig etwas verändern und man lässt uns nicht.“