Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Heidi! Heidi!

Nicht dass Sie uns für eine Horde von Sexbesessenen halten, stets auf der Suche nach neuen Kicks auf Plakatwänden. Aber was bleibt einem dieser Tage anderes übrig als wahrzunehmen, dass die Streichfettfirma Lätta zum Großangriff auf unsere Portemonnaies und unser sexuell Unterbewusstes bläst. Überall hängen diese pastellfarben mutierten Fotos von Menschen herum, die sich in verschiedenen Stadien der Paarungsbereitschaft präsentieren. Da stöckelt eine Frau mit ihren High Heels auf dem blanken Rücken eines Jeansträgers herum. Da wirft eine andere schulterfreie Frau ekstatisch ihren Kopf nach hinten und lässt nur ahnen, was sie weiter unten so treibt. Oder das wild knutschende Paar auf dem Stuhl … Das hat ja alles nicht eben viel mit Streichfett zu tun, möchten wir meinen. Die hier abgebildete junge Dame geht aber vielleicht doch den einen Schritt zu weit, indem sie lüstern fingerleckend in die Kamera schaut. Hat sie etwa vom Streichfett genascht?

Vor einer Verbindung von sexuellem und sonstigem Appetit wollen wir hier mit einer traurigen, aber leider wahren Geschichte warnen. Vor ein paar Jahren wohnte nebenan im Erdgeschoss ein junges Ehepaar, das bisweilen dadurch auffiel, dass er abends bei offenem Fenster im Adamskostüm kochte. Das war nicht nur tendenziell gefährlich (spritzendes Bratfett, oha!), sondern auch insofern verblüffend, als die Eltern des jungen Mannes zwei Etagen höher wohnten. Eines Tages jedenfalls war der junge Mann tot. Er hatte sich umgebracht. Und den Eltern war dieser Umstand so peinlich, dass sie bereits am Tag der Beerdigung auszogen. Die junge Witwe aber weinte sich fortan die Augen aus dem Kopf. Nee, nee, wir wollen unsere „Ess-Bee“-Tante Heidi Kabel wiederhaben! RKR