Ohne Major

Abwechslungsreicher Power-Rock aus dem „Diven“-Kosmos: „Uh Baby Uh“ stellen ihr neues Album vor

Von Majorlabels hat Catharina Boutari die Schnauze voll. Zu ihren Konzerten tauchten deren Vertreter zwar auf, beteuerten artig, dass ihnen der Sound von Boutaris Band Uh Baby Uh gefalle – aber einen Vertrag mochten sie einfach nicht unterzeichnen. So nahm Boutari die Dinge selbst in die Hand, gründete im vergangenen Jahr ihr eigenes Label, Pussy Empire (www.pussyempire.de), und veröffentlicht darauf gerade ihre zweite CD. The Big C From Venus Versus Triple J From Mars heißt die und wird jetzt im Molotow vor Publikum zum Besten gegeben.

Der Opener des Albums macht neugierig. Catharinas ägyptischer Vater, Onsi Boutari, spricht auf arabisch das Gedicht „Es Al Al Bak“ („Frag dein Herz“). Das kann man als Reflex auf die Ereignisse nach dem 11. September 2001 verstehen, wo jeder Araber unter den Generalverdacht des islamischen Fundamentalismus gestellt wurde. Wer erwartet, dass solche Überlegungen, oder auch nur arabische Elemente, in der Musik von Uh Baby Uh weiteren Niederschlag finden, sieht sich getäuscht. Der Power-Rock-Pop-Sound von Uh Baby Uh ist mainstreamig und Delta-Radio tauglich, wenig spektakulär, aber eingängig und abwechslungsreich. Mal trashig („When Girls Get Trouble“) oder an 4NonBlondes erinnernd („My Generation“), rotzig („Cheap Chicks & Big Thrills“) oder melancholisch („The Big Sleep“). Vier Songs, die im letzten Jahr auf dem Sampler Faster Tussicat! Kill! Kill! der Fiesen Diven erschienen sind, finden sich auch auf der neuen CD.

Boutari ist Aktivistin bei den Fiesen Diven, einem Projekt so genannter Frontfrauen. Dazu gehören außerdem Kolleginnen von Lilith Milk, Klara Fall und La Vache Frontale. Die Diven sind vor allem eine Promotion-Variante: Mäßig schräge, schrille und mit ein wenig Sex garnierte Frontfrauen versuchen im Dschungel unendlich vieler Bands Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das gelingt einigermaßen: Bereits zum zweiten Mal organisierten sie im Juni diesen Jahres mit zahlreichen Frontfrauen-Bands aus der gesamten Republik die „Diven-Woche“ im Logo. Und live ist Boutari, die ansonsten auch Gesangslehrerin und Dozentin am Frauenmusikzentrum fm:z ist, mit Uh Baby Uh in jedem Fall ein Bringer.

Dirk Seifert

Mittwoch, 2.10., 21 Uhr, Molotow