Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: aus dem Bett oder durch den Wind?

Hallooo! Wie sehen Sie denn aus, junger Mann? Aus der Stu-Stu-Studioline des Hauses L’Oréal sind wir ja schon einiges gewöhnt, Wetlook, Out-of-Bed-Look und wie das alles heißt. Aber dies hier ist uns gänzlich fremd und neu, eine Art männliche Medusa. Wie das züngelt, huu! Kommt nun der Waterkant-Look? Kopf untern Wasserhahn, Glue-Fiber-Gel ins Haar und dann rauf auf den Leuchtturm und das Ganze im heulenden Wind schocktrocknen lassen? Vielleicht sollte man die Firma nun in Boréal umtaufen lassen, nach dem griechisch-mythologischen Windgott …

Wind machen will der junge Mann mit dem flusigen Bärtchen ja vermutlich wirklich. Schließlich heißt sein Wetgel „Radical“! Wer so aussieht, lässt sich von nix und niemandem mehr vorschreiben, wie er auszusehen hat, von den Kumpels nicht, von Papa nicht und von Mutti schon mal gar nicht. Selbst die Freundin beißt mit Änderungswünschen auf Granit. „Du, Che Oskar, dein Scheitel ist ja ganz im Nacken … Das sieht irgendwie komisch aus …“ Ist ihm doch egal! Ist doch sein Schädel! Ob Radikalität nun im Kopf beginnt oder am Kopf, läuft doch fast aufs selbe hinaus.

Nun könnte man kulturkritisch die Nase rümpfen, das sei doch nur so ein auf gefährlich gebürsteter Bubi, der unter Radikalität nichts Wilderes versteht als „Fight for your right to paaady!“ Immerhin hat er begriffen, dass es in erster Linie darauf ankommt, möglichst cool und unverstanden aus der Wäsche zu gucken. Denn vor nichts hat der selbst ernannte Radikale so viel Angst wie davor, flächendeckend verstanden zu werden. Wirklich radikal wäre aber ein komplett geruchloses Haargel, von dem man endlich mal keine Kopfschmerzen bekommt! RKR