Lotus in der Villa Magdalena

Die Stipendiatin Liping Liu zeigt zum Ende ihres Aufenthalts ihre Bilder in der Frauen-Kunst-Werkstatt

Die Kommunikation zwischen Liping Liu und den Künstlerinnen der Villa Magdalena erfolgt durch Fingersprache und kleine Zeichnungen, in denen Alltägliches und Drucktechnisches schnell skizziert ist. Begleitet von viel Gelächter kann so ausgeglichen werden, dass Liping ausschließlich und etwas Chinesisch einzig die Mitbewohnerin Inge Kaliska spricht.

In Peking ist die vierzigjährige Liping Dozentin für Graphik und Siebdruck an der Kunstakademie und in ihrem Fach mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Sie zählt zu den renommierten Künstlerinnen, deren mehrfarbige Drucke von Stadt- und Naturstücken sich in großen Sammlungen in China und überall in der Welt befinden. Mit Stipendien war sie mehrfach in Europa und auch den USA unterwegs und ist nun für zwei Monate in Hamburg.

Eingeladen als Artist in Residence in die Villa Magdalena, dem seit 1989 selbst verwalteten Wohn- und Werkstattprojekt für künstlerisch und handwerklich arbeitende Frauen. Das Herzstück im dem gelb leuchtenden Hinterhof-Haus ist die große Kunstwerkstatt im Erdgeschoss. Komplett eingerichtete Werkplätze für Siebdruck, Buchdruck, Grafik und Foto stehen Frauen gegen geringes Entgelt zur Verfügung, hier finden Kurse statt und die Stipendiatinnen experimentieren und arbeiten hier.

Liping Liu schnitt eine Ansicht der Villa in Holz und schickte sie gleich zu einem Wettbewerb nach Ludwigsburg. Ihre eigentliche Technik, den Siebdruck, praktizierte sie nicht, stattdessen nutzte sie die Zeit, um ihr Lieblingsmotiv – den vertrockneten Lotus im Winter – nahezu abstrakt auf schmalen Leinwänden in Öl zu malen und natürlich um die Documenta und auch Venedig zu besuchen. Aus China brachte Liping Liu eine Serie mit grautönigen Ansichten eines vertrockneten Lotusfeldes mit, deren Blätter aus je elf Druckgängen entstanden sind. In feinsten Farbnuancen und sehr graphisch stechen die geknickten Stengel aus dem Schnee hervor. Zum Ende ihres Aufenthalts wird sie heute eine Ausstellung eröffnen.

Ermöglicht wurde das Stipendium durch die Kulturbehörde, die das Zimmer und Materialien finanziert, während die Frauenstiftung Maecenia für die Lebenskosten aufkam. Bislang konnte die Villa drei Stipendiatinnen beherbergen. Ob die Förderung im kommenden Jahr weiterläuft, ist nach der Auflösung des Frauenkulturreferates fraglich. Lisa Monk

Eröffnung: heute, 19.30 Uhr, Villa Magdalena, Bernstorffstr. 160 a; danach Sa, 14–19 Uhr, So, 11–15, Mo, 16–18 Uhr