MOBILCOM STEIGT AUS DEN UMTS-PLÄNEN AUS
: Starrsinn gehört nicht ins Tagesgeschäft

Es steht etwas verklausuliert im Sanierungsplan. Der angeschlagene Telefonkonzern Mobilcom will zu seiner Rettung 800 der rund 1.000 Beschäftigten entlassen, die die neue Mobilfunktechnik UMTS zur Marktreife entwickeln sollten. Die letzten 200 werden wohl vor allem aus taktischen Gründen behalten. Denn dem ehemaligen Verbündeten France Télécom werden nur dann die einst vertraglich vereinbarten milliardenschweren Zahlungen zum UMTS-Ausbau abzuverlangen sein, wenn Mobilcom wenigstens pro forma noch entsprechende Pläne hat. Damit waren es nur noch vier. Nach Quam ist Mobilcom der zweite Konzern, der aus dem UMTS-Geschäft aussteigt. Vorschnell ist allerdings die Schlussfolgerung, damit wäre das Konzept insgesamt vom Tisch – das Ausscheiden der schwächeren Player auf diesem Markt kann genauso gut den verbleibenden Anbietern das Überleben ermöglichen.

Der Beinahe-Untergang von Mobilcom liegt nicht allein an der Technik oder France Télécom. Das Ausmaß der Krise beruht auch auf einem Personalproblem: dem Mobilcom-Gründer und Großaktionär Gerhard Schmidt. Viel zu lange hat er viel zu starrsinnig an seinen Expansionsplänen festgehalten, auch als die Umsetzung an finanzielle, konzeptionelle, organisatorische und Marketing-Grenzen stieß. Darin war er dem zweiten großen Verlierer des Jahres, dem Münchner Medienmogul Leo Kirch, nicht unähnlich. Mit seinem Pay-TV hielt er ebenfalls starrsinnig an einer Idee fest, bis sein Konzern pleite war.

„Beratungsresistent“ nennen Managementberater den Typus von Unternehmer, der meint, nach einigen grandiosen Erfolgen sei kein Projekt zu groß für ihn. Schon gar nicht lässt er sich durch Kritik und gute Worte dahin abdrängen, wo er eigentlich hingehört – in den Aufsichtsrat, der die Geschäfte des Konzerns nur noch kontrolliert. Die Konsequenz ist die Entmachtung des Alteigentümers durch die Sanierung – dann ist neben einigen tausend Arbeitsplätzen und einigen Milliarden Euro Investitionen eben auch das Lebenswerk verloren. DIETMAR BARTZ