Dicke Bäuche und bange Fragen

Eine gute Geburtsvorbereitung gibt Sicherheit und Selbstvertrauen und nimmt die Angst – gute Voraussetzungen nicht nur für den großen Tag, sondern auch für die Zeit davor und danach. Die Vermittlung von medizinischem Wissen ist nur ein Teilbereich

Tines Füße sind geschwollen. Klara tut der Kopf weh – schon seit drei Tagen. Und Julia fährt nicht mehr Auto, weil der dicke Bauch mit dem Lenkrad kollidiert. „Das kenne ich“, sagt eine andere Schwangere wissend. „Gegen geschwollene Füße könnte Brennesseltee helfen“, rät die Kursleiterin, eine Hebamme. „Der schmeckt aber nicht“, mault Tine – und alle lachen. Der Geburtsvorbereitungskurs in der Hebammenpraxis findet heute ohne Männer statt. Die Frauen, allesamt dickbäuchig, sind unter sich und plaudern munter drauflos: über kleine Ängste und große Nöte ebenso wie über Partner, die noch immer nicht entschieden haben, ob sie bei der Geburt dabei sein werden. Auch dieser Erfahrungsaustausch gehört zu einem Geburtsvorbereitungskurs.

Die meisten Frauen haben, gerade wenn sie ihr erstes Kind erwarten, Angst vor der Geburt. Ziel der Geburtsvorbereitung ist es vor allem, ihnen diese Angst zu nehmen und ihnen ein positives Erleben von Schwangerschaft und Geburt zu ermöglichen. „Diese Zeit und das Ereignis sind eine wichtige Wende im Leben der Frau und des zukünftigen Elternpaares“, erklärt Martina Halfmann von der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung. Wie diese Wende dann individuell erfahren wird, lässt sich nicht voraussagen. Dass eine gute Vorbereitung sinnvoll und hilfreich ist, dagegen schon.

Die Vermittlung von medizinischem Basiswissen zur Geburt und zum Wochenbett ist dabei nur ein Teilbereich. Auch psychosoziale Faktoren spielen eine Rolle – ebenso wie körperliche und seelische Aspekte. Entscheidend ist dabei auch die Rolle des Partners: Wie kann er sich einbringen? Wie die Frau unterstützen bei der Geburt und danach? Praktische Anregungen, die eine aktive Gestaltung der Geburt ermöglichen, werden gegeben. Geeignete Massagegriffe oder Atem- und Entspannungsübungen, die den Frauen helfen, besser mit den Wehen umzugehen, gehören dazu. Nicht jede Wehe lässt sich zwar wegatmen, aber wer einmal gelernt hat, richtig in den Bauch hineinzuatmen, wird sich auch in einer Stresssituation, daran erinnern. Teilweise wird mit Elementen aus dem autogenen Training gearbeitet, die sich unter der Geburt vor allem dann gut einsetzen lassen, wenn die dann anwesende Hebamme diese Technik beherrscht oder man selbst bereits zuvor damit vertraut war.

Auch über die Zeit nach der Geburt und über die Vorteile und möglichen Hürden des Stillens wird aufgeklärt. Einige Geburtshäuser bieten gar gesonderte Stillseminare an. Den eigenen Körper bewusst wahrzunehmen – das lernen Frauen in Yoga- oder Gymnastikkursen für Schwangere, die im Gegensatz zu den meisten Geburtsvorbereitungskursen mehr Raum lassen für reine Körperarbeit. Viele entdecken diese Möglichkeit hier zum ersten Mal – und bleiben später dabei. Zu empfehlen sind solche Angebote für all diejenigen, die sich auch während der Schwangerschaft fit halten und bewegen wollen, die zuvor ohnehin Sport getrieben haben, oder nun endlich ganz gesund leben und auch etwas für den Körper tun wollen. Besonders für Erstgebärende sind sie allerdings eher eine Ergänzung zu den ganz normalen Geburtsvorbereitungskursen.

Sie werden angeboten von nahezu allen Geburtseinrichtungen, also gleichermaßen von Geburtshäusern wie Entbindungskliniken, freien Hebammen, teilweise auch von Nachbarschaftsheimen und Kirchgemeinden. Martina Halfmann empfiehlt Frauen, den Kurs auch dort zu belegen, wo sie später entbinden werden. Danach richte sich zum einen sehr stark der Inhalt der Veranstaltungen, die in der Regel auch auf die Einrichtung zugeschnitten seien. Zum anderen ist die Frau dann zur Geburt mit den Räumen bereits einigermaßen vertraut.

Sie weiß zum Beispiel, wie der Kreißsaal aussieht, und kennt unter Umständen zumindest einen Teil des Personals. Das kann besonders in größeren Kliniken sinnvoll sein, wo meist eine recht sterile Atmosphäre herrscht.

Wer nur wenig Zeit hat, wird die Kompaktkurse – insgesamt 14 Stunden an einem Wochenende – den mehrwöchigen vorziehen. Erstreckt sich der Kurs über mehrere Wochen, sollten Frauen sich ab der 28. oder 30. Schwangerschaftswoche dafür anmelden, damit sie das gesamte Programm etwa drei bis vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin absolviert haben. Die wenigsten Kinder halten sich nämlich daran.

Geschlossene Kurse haben den Vorteil, dass über den ganzen Zeitraum immer dieselben vertrauten Gesichter auftauchen. Auch sollte jede für sich entscheiden, ob sie lieber mit dem werdenden Vater zusammen oder allein die Geburtsvorbereitung besuchen möchte. Eine gute Lösung für Unentschlossene sind solche Angebote, die einige „männerfreie“ Termine beinhalten. Bei Komplikationen und Risikoschwangerschaften ist auch eine individuelle Geburtsvorbereitung durch Hebammen möglich, die Hausbesuche machen.

Die Kosten für einen Geburtsvorbereitungskurs übernimmt die Krankenkasse, wenn er von einer Hebamme geleitet wird. Allerdings nur für die Frau. Die Partner müssen die durchschnittlich 80 Euro bezahlen. Yoga- und Gymnastikkurse kosten zwischen 60 und 80 Euro. Einige Kassen bieten eigene Geburtsvorbereitungskurse an. Es kann sich also durchaus lohnen, nachzufragen. KATHARINA JABRANE

Weitere Info: Gesellschaft für Geburtsvorbereitung – Familienbildung und Frauengesundheit – Bundesverband e. V., Telefon 45 02 69 20Berliner Hebammenverband, Telefon 6 94 61 54Geburtshaus für eine selbstbestimmte Geburt – Beratung und Koordination e. V., Telefon 3 22 30 71