Ein vierter Ring für Nathan

Zum Gedenken an den 11. September spielten Schüler der Walliser Straße ihren „Nathan“ im Rathaus. In der Diskussion ging es vor allem ums Miteinander

„Und wenn sie (die Stadt) der Herr, dein Gott, dir in die Hand gibt, so sollst du alles, was männlich daran ist, mit der Schärfe deines Schwertes erschlagen“ – das ist eines der Zitate, mit denen die SchülerInnen des Schulzentrums Walliser Straße „ihren“ Nathan eröffneten. Es stammt aus dem 5. Buch Mose, Altes Testament. Daneben standen 22 Zitate aus dem Neuen Testament und dem Koran. Die Grausamkeit in den Schriften der drei großen Religionen Christentum, Judentum und Islam sollte das Publikum provozieren.

Die Schülergruppe der 13.Klasse hatte sich vor einem Jahr als Reaktion auf die Terror-Anschläge vom 11. September entschieden, in ihrem Theaterstück Ursachenforschung zu betreiben. Nach einem dreimontigen Bibel- und Koranstudium entstand daraus „Nathan (im)possible“, ein Stück über den Grundkonflikt der Religionen. Mit dabei sind die drei Weltreligionen und zusätzlich eine vierte: Der „American Way of Life“. Als Schrift-Quellen dienen hier die Reden George W. Bushs nach dem 11. September.

„Wir wollten provozieren, denn wir wollten eine Diskussion über die Gewalt, die auf dem Nährboden aller Religionen wächst“, sagte der Lehrer Wolfram Stein vom Schulzentrum Walliser Straße, der die Podiumsdiskussion leitete. Und dennoch fühlte sich kaum einer der Zuschauer angegriffen. Den Schülern und Erwachsenen aus allen drei Glaubensgemeinschaften ging es viel mehr darum ein harmonisches Miteinander zu demonstrieren. „Die Religion ist doch so egal wie die Farbe der Socken“, sagt Damoun Nikouiee, der im Stück wie im richtigen Leben Muslim ist.

Während die Schüler auf der Bühne um die drei Stränge der Wahrheit kämpften, kamen die Konflikte zwischen den Religionen in der Diskussion kaum zur Sprache. „Man merkt, wie die Schüler sich im Konflikt mit sich selbst befinden“, erklärte Wolfram Stein die Zurückhaltung. Gerade bei den Auftritten der „Vierten Religion Amerika“ habe man gespürt, „dass das ihre Welt ist“, aber trotzdem gab es den größten Beifall für die Forderung, nicht nur für amerikanische Opfer von Gewalt und Terror Gedenkminuten zu veranstalten.

Das Stück wird am 6. November anlässlich des „Tags der Jugend“ noch einmal im Bremer Rathaus aufgeführt.

Verena von Ondarza