IWF-Rekordkredit an Brasilien

Gestern war Abschlussberatung im Fonds. Geld wird vor allem in Schuldendienst fließen

BERLIN taz ■ Der Internationale Währungsfonds beriet gestern abschließend über einen neuen Kredit für Brasilien. Zwar war die Besprechung gestern bis Redaktionsschluss noch nicht zu Ende, doch galt als sicher, dass die Rekordsumme von 30 Milliarden Dollar bewilligt werden würde. Dem krisengeschüttelten Argentinien gewährt der IWF einen einjährigen Zahlungsaufschub für einen Drei-Milliarden-Kredit.

Brasiliens Wirtschaft leidet darunter, dass die internationalen Kapitalgeber das Vertrauen in die südamerikanischen Märkte wegen der Argentinienkrise verloren haben. Die Landeswährung Real verlor seit Anfang April 50 Prozent ihres Wertes. Das hat den Schuldenstand des Landes drastisch erhöht, weil die meisten Kredite in Dollar aufgenommen wurden. Damit Brasilien wieder liquide wird, hat der Fonds dem Land erlaubt, seine Devisenreserven um zehn Milliarden Dollar zu reduzieren.

Ob der Kredit dem mit 250 Milliarden Dollar verschuldeten Land langfristig hilft, ist fraglich. Denn der größte Teil des Geldes aus Washington wird postwendend dorthin zurückfließen – via Schuldendienst. Auch hat der Fonds die Vergabe an strenge Auflagen geknüpft: So soll Brasilien nächstes Jahr einen Haushaltsüberschuss von mindestens 3,75 Prozent erzielen – trotz schwacher Konjunktur und Krise in den Nachbarländern. Immerhin dürfte das IWF-Kapital helfen, Anleger ins Land zurückzuholen. Die orientieren sich nämlich gerne an der Haltung des Fonds: Stellt der Kredite zur Verfügung, kann das Land wenigstens nicht sofort pleite gehen. KK

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