Trinkwasser marsch!

9,2 Milliarden Euro jährlich könnten nach Expertenansicht mehr Menschen Trinkwasser zugänglich machen. Gipfel einig über Schutz der Fischbestände

JOHANNESBURG/BERLIN afp/epd/taz ■ Angesichts der weltweiten Wasserknappheit haben Experten auf dem UN-Weltgipfel in Johannesburg dringende Maßnahmen für die Trinkwasserversorgung in den Entwicklungsländern gefordert. 2,4 Milliarden Menschen hätten zudem keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen, sagte Gourisankar Gosh von dem in Genf ansässigen Expertengremium gestern. Er bezifferte die erforderlichen Mittel auf jährlich 9,2 Milliarden Euro. Vor zehn Jahren auf dem Umweltgipfel von Rio hatten sich die Regierungschefs darauf geeinigt, bis 2015 den Anteil aller Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser zu halbieren. In Johannesburg sollen Wege gefunden werden, dieses Ziel zu erreichen.

Die deutschen Delegierten Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) und Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) unterstützen die Bemühungen um die Trinkwasserversorgung. Ferner konkretisierten sie ihre Ziele für Johannesburg. „Zusammen mit den anderen EU-Ländern“ werde er sich für einen Beschluss der Konferenz einsetzen, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Weltversorgung von heute 13 bis 2010 auf 15 Prozent zu steigern. Die OECD-Staaten sollten sich verpflichten, bis 2010 je zwei Prozent mehr saubere Energie zu verwenden als heute. Zudem solle, so Trittin, bis zum Jahre 2015 der Verlust genetischer Ressourcen in der Tier- und Pflanzenwelt gestoppt werden.

Geeinigt hatten sich die Delegierten am späten Dienstagabend über den Schutz der Fischbestände. Die Fischerei soll bis 2015 auf ein Niveau zurückgeführt werden, das die Bestände nicht mehr bedroht, allerdings mit dem Vorbehalt, „falls möglich“. Hendrik Vygen vom Bundesumweltministerium begrüßte die Einigung dennoch als „kleinen Türöffner“.

Enttäuscht von der Politik der Industrieländer zeigte sich die Weltbank. Die Summe der Subventionen der OECD-Staaten im Agrarbereich übersteige das Bruttoinlandsprodukt aller afrikanischen Staaten südlich der Sahara, so der politische Leiter der Weltbank, Ian Golding. Er forderte die Industrieländer auf, den Ende 2001 auf dem Welthandelsgipfel beschlossenen Entwicklungsplan umzusetzen. Danach soll innerhalb der nächsten drei Jahre über den Zugang zu den Märkten reicher Länder verhandelt werden.