Musik gegen Angst

Mit den Konzerten „Laut gegen rechte Gewalt“ will die Hamburger Agentur „Büro Lärm“ Jugendkultur vor allem in Mecklenburg-Vorpommern stärken

Lichtenhagen ist mehr als der Name eines Stadtteils von Rostock. Es ist zugleich der Ort, an dem vor zehn Jahren jugendliche Neonazis unter dem tosenden Beifall von AnwohnerInnen Brandflaschen und Steine auf das Sonnenblumenhaus warfen, in dem 150 Vietnamesen eingeschlossen waren. Im Juni dieses Jahres erging das unverhältnismäßig milde Urteil: Für versuchten Mord und Brandstiftung erteilte der Richter nur Bewährungsstrafen von zwölf und 18 Monaten. Bestärkt durch diese Milde warfen Unbekannte Ende Juli erneut Molotowcocktails auf das Ausländerhaus.

„Neonazis sind dort stark, wo andere Jugendkulturen schwach sind“, sagt Jörn Menge, Geschäftsführer der Hamburger Agentur Büro Lärm. Deshalb sei es wichtig, Anti-Rechts-Initiativen zu unterstützen. Wie beispielsweise mit den beiden Reggae-Ska-HipHop-Konzerten Laut gegen rechte Gewalt heute und am 24. August im mecklenburgischen Ludwigslust und Rostock.

Zeitgleich mit dem jährlichen „Friedensfest“ treten am 24. August verschiedene Bands, darunter Rantanplan, in besagtem Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen auf. Durch das Pogrom von 1992 habe sich Lichtenhagen zu einem „Medienbrennpunkt“ entwickelt, so Menge. Doch auch in anderen Orten, beispielsweise in Ludwigslust bei Schwerin, trauten sich die Anwohner nach 22 Uhr nicht mehr auf die Straße – aus Angst vor Gewalt, Drohungen und Anfeindungen der Nazi-Szene. Deshalb veranstaltet „Büro Lärm“ heute auch in Ludwigslust ein Konzert in der Sporthalle, unter anderem mit Seed und Patrice.

Die Konzerte werden von Sponsoren finanziert. Die Bands treten allerdings alle gagenlos auf, um eben den Jugendlichen zu zeigen, so Menge, „dass sie uns wichtig sind“.

Parallel dazu wurde gestern bekannt, dass NPD und Neonazis aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im September in Rostock für den 31. August eine Demonstration und am 14. September ein „Pressefest“ planen. HELENE BUBROWSKI

Laut gegen rechte Gewalt, heute um 18 Uhr, Sporthalle Ludwigslust; 24. 8. um 19 Uhr, Sonnenblumenhaus Rostock-Lichtenhagen