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: Wissenschaft als Politik

Ein Universitätspräsident, Peter Gaehtgens, streitet sich mit einem seiner Professoren, Peter Grottian, über die Aufgaben der Wissenschaft – am praktischen Beispiel der Berliner Bankgesellschaft. Dann mischt sich der Wissenschaftssenator ein. Ein normaler Vorgang, könnte man meinen. Mitnichten. Denn der Wissenschaftssenator heißt Thomas Flierl (PDS) und verwaltet neben auch noch die Kultur. Hauptsächlich Letzteres, sagen Kritiker. Und die leidet unter den Sparfolgen des Bankenskandals. Das kann Flierl nicht glücklich machen. Und schon gar nicht der Umgang seiner Partei mit diesem Skandal.

Kommentar von ANETT KELLER

Deswegen drängt sich bei Flierls Schuss gegen den FU-Präsidenten eine andere Lesart auf. Getroffen werden sollte eigentlich der, der in der PDS das Sagen hat: Harald Wolf. Proteste der Grottian-Initiative gegen die fortdauernde Bereicherung von Fondszeichnern an der Steuergelder verbrennenden Bank hatte der PDS-Fraktionschef und kommende Wirtschaftssenator Harald Wolf als „Form der Realitätsverweigerung“ gegeißelt.

An der PDS-Basis kocht es, weil die Spitze die teure Risikoabschirmung für die Immobilienfonds mitgetragen hat. Offen kann Flierl seinen Unmut nicht äußern. Von hinten durch die Brust ins Auge schon. So ist Flierls Schrei nach mehr Freiheit für Lehre und Forschung gleichzeitig ein verzweifelter Versuch, das Gefühl der Ohnmacht zu artikulieren. Gegenüber einer Parteispitze und einem Koalitionspartner, die ihn per Risikoabschirmung noch mehr zum Mangelverwalter der hauptstädtischen Kultur degradieren.

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