Christen im Visier

Ein Attentat auf eine Spitalkirche in Pakistan fordert vier Tote und viele Verletzte. Über die Täter gibt es bislang lediglich Spekulationen

DELHI taz ■ Bei einem Granatenanschlag in Nordwest-Pakistan sind gestern vier Personen getötet worden. Unbekannte Attentäter stürmten um acht Uhr auf das Gelände eines Spitals der Presbyterianer in der Kleinstadt Taxila. Sie warfen mehrere Granaten in eine Gruppe von Pakistanern, die soeben den Gottesdienst in der Spitalkapelle beendet hatten und das Gebäude verließen. Einer der Angreifer wurde von der Explosion ebenfalls in Stücke gerissen, während seine Komplizen vorerst fliehen konnten. 26 Personen wurden verletzt, zwölf davon schwer.

Das jüngste Attentat ereignete sich nur vier Tage nach einem ähnlichen Angriff auf eine christliche Schule in der Nähe von Murree, bei dem sechs Personen, ebenfalls alle Pakistaner, ums Leben kamen. Die beiden Anschläge waren bereits der dritte und vierte auf christliche Institutionen in Pakistan in weniger als einem Jahr. Im letzten Oktober wurden Bomben in eine Kirche in Bahawalpur geschleudert; sechzehn Menschen kamen dabei um. Und sechs Personen wurden getötet, als am 17. März Attentäter in eine Kirche in der Hauptstadt eindrangen.

Über die Drahtzieher der Attentate gibt es nur Spekulationen. Die Täter der Schule in Murree wurden verfolgt und gefasst, konnten sich aber einer Befragung entziehen, als sie sich durch Zündung von Granaten in die Luft sprengten. Zuvor soll einer von ihnen ausgerufen haben, dies sei ein Krieg gegen „Amerikaner und Nichtgläubige“; weitere Aktionen würden folgen.

Dies könnte bedeuten, dass es sich um eine geplante Kampagne mit politisch-ideologischer Stoßrichtung handelt. Der „Krieg gegen den Terror“ in Afghanistan hat zur Flucht der versprengten Taliban und der Al-Qaida-Verbände und damit zu einer Verlagerung der Front ins Nachbarland Pakistan geführt. Sie hat auch eine Änderung der Kampfstrategie der Islamisten nach sich gezogen. Während sie in Afghanistan kaum Ziele des ideologischen Gegners ausmachen konnten, leben in Pakistan weit mehr westliche Ausländer. Sie sind in den letzten Monaten, wie auch die Morde am Journalisten Daniel Pearl und elf französischen Technikern zeigen, immer mehr ins Fadenkreuz des Gegners gekommen.

BERNARD IMHASLY