lokalkoloratur

Welch harte Schale, welch weicher Kern. So hart im Austeilen, so sensibel im Einstecken von Kritik. Wahrscheinlich können nicht mal mehr die Rechtsanwälte von Kai Dieckmann übersehen, mit wie vielen Klagen der schon andere überzogen hat, weil sie es wagten, ihre Majestät von und zu Bild auf Verfehlungen seines Boulevardblattes hinzuweisen. Aber wenn er es dann selber mal mit einer Anzeige zu tun bekommt, sind gleich die Grundrechte verletzt. Pressefreiheit, Meinungsfreiheit tönt dann der Chefredakteur der Boulevardzeitung, der andererseits vom Persönlichkeitsschutz vor diffamierender Berichterstattung noch nie etwas gehört zu haben scheint. Diesmal also sieht er sich durch SPD-Generalsekretär Franz Müntefering verfolgt, der ihn wegen der Bonusmeilen-Affäre angezeigt hat. „Einschüchterungsversuch“ und „Anschlag auf die Pressefreiheit“ schimpfte Diekmann gestern erneut, obwohl er doch inzwischen mit Müntefering an der Friedenspfeife zumindest schon einmal gesogen hat. Die Woche haben sie sich getroffen, um ihre Philosophie der Pressefreiheit einerseits und des journalistischen Ehrenkodex andererseits zu klären – ohne Ergebnis. Die Anzeige von Müntefering bleibt bestehen, und die Wut von Diekmann darüber auch. Bleibt abzuwarten, ob nach der Berichterstattung über GAL und PDS-Abgeordnete das nächste Opfer der Flugmeilen-Affäre aus der SPD kommen wird. EE