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: Ich will dienen!

„The American Way Of Drive“ (22.50 Uhr, Arte)

Al Barnum lebt den Traum einer ganzen Nation. Aufgewachsen im ärmsten Viertel Philadelphias, hatte er eigentlich nie eine Chance: Sein Vater soff sich zu Tode, als Al zehn Jahre alt war. Um ihre Familie über die Runden zu bringen, schrubbte seine Mutter auf Knien die Häuser reicher Leute. Doch Al hat es trotzdem geschafft. Vom einfachen Chauffeur hat er sich hochgearbeitet – zum Besitzer eines eigenen Limousinenservice: The Chauffeur Connection. Der alte Ben Franklin hätte laut gejubelt, gäbe es da nicht einen kleinen Haken: Al ist schwarz.

Und bei Farbigen funktioniert der American Dream nicht. Normalerweise. „The American Way of Drive“ zeigt, wie es trotzdem geht – fernab vom weißen Raubtierkapitalismus, mit den Werten der Black Community. Dort zählen Demut, Ehrlichkeit und Mitgefühl. „I have no problem in serving“, meint Al. Gelernt hat er das von den großen afroamerikanischen Persönlichkeiten. 15 Jahre lang chauffierte er sie durch die Gegend und hörte ihnen zu. Er fuhr Spike Lee, Whoopie Goldberg, Jesse Jackson und die Bürgerrechtlerin Rosa Parks. Bedächtig umkreist der deutsche Dokumentarfilmer Bertram Verhaag eine menschlichere, schwarze Gesellschaft, die sonst verdeckt ist vom lauten, rücksichtslosen Corporate America.

90 Minuten lang begleitet er Barnum und seine Limo durch das kalifornische San Bernardino. Al besucht dort Freunde und Idole, die erklären, wie es um Amerika wirklich steht – und worauf es im Leben ankommt. Wegen ihnen war Al der Erfolg allein nie genug. Als er ihn hatte, wusste er, dass es an der Zeit war zu geben. Er ging zurück an die Schule und schenkte elternlosen farbigen Kindern Hoffnung und Mut. Denn obwohl er es nie hätte schaffen dürfen, hat Al damit den schwarzen Teufelskreis aus Hass, Gewalt und Resignation durchbrochen. Auf seinen Fahrten eröffnet sich der Mikrokosmos einer eingeschworenen, aber auch verbitterten Welt. Wie in der Cosby Show ist dort weit und breit kein Weißer zu sehen. Nur leider wird selten so viel gelacht wie bei Huxtables, und ein Drehbuch gibt es auch nicht. Es ist Amerika im Jahr 2002, noch immer kaum anders als 1865. Man bekommt es so nur zu selten zu Gesicht. LIX