die dänische diät von SUSANNE FISCHER
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Sommerferien in Dänemark: Abwechslung für den Magen. Wir beginnen unsere kulinarische Reise in unser sympathisches Nachbarland gleich hinter der Grenze mit dem Hotdog. Angeblich wurde es in Amerika erfunden, aber das kann nicht sein, denn es wächst in Dänemark in niedlichen, kleinen Plantagen gleich hinter den Dünen. Es ist etwas schwierig, die Würstchen vom Busch in die Teigmäntel wachsen zu lassen, aber da auf Jütland alle Würstchen in Windrichtung von West nach Ost fliegen, muss man die Brötchen nur richtig im Land platzieren. Sie werden übrigens aus recycelten Meerschwämmen produziert, während es sich bei den Gurkenscheiben um Seegurken handelt, deswegen sind sie so unglaublich intensiv grün. Die Würste werden von naturbelassenen Farbstoffläusen eingefärbt, und ihr Rot ist nach Jahrtausenden noch auf mumifizierten Magenwänden erkennbar.

Sein Frühstücksbrötchen rollt der Däne aus Blätterteig. Woher nehmen, in einem Land, in dem alle Laubbäume von West nach Ost fliegen, noch ehe sie ganz ausgewachsen sind? Nun, ich will ehrlich sein, man muss sich mit Blätterersatz begnügen. Normale Brötchen werden an den Strand gelegt und von Touristen mit Gummistiefeln platt getrampelt. Ja, das glauben Sie nicht, das haben Sie noch nie gesehen, aber das liegt daran, dass das menschliche Auge die so entstehenden Brötchenblätter gar nicht wahrnehmen kann, so dünn gewalzt hat sie der Touristenstiefel.

Beim Aufschneiden allerdings verteilt sich das Brötchen dann großzügig über den Tisch. Man kann dann versuchen, es mit salziger Butter und Jordbærmarmelade zusammenzukleben. Noch besser aber funktioniert „Barnenes Favorit“, der Makrelensalat mit der dicken Mayonnaiseschicht. Er wird von naturbelassen Farbstoffläusen bearbeitet, die hohen Ansprüchen genügen müssen und ihre Lehrjahre in der Jordbærmarmelade verbrachten.

Man sollte es nicht für möglich halten, aber der freundliche Däne ist im Grunde fremdenfeindlich. Seine mit wenigen Erbsen und rosa Nudeln verzierte Mayonnaise nennt er Italienischen Salat, seine stark zimthaltigen Marzipanschnecken, die in Hamburg zu Recht Kopenhagener heißen, verkauft er als Wiener Brot, Verzeihung: Brød. Und sein Hamburger ist in Wahrheit ein Kasseler Braten, sein dänisches Bøf ein deutsches Beefsteak. Der will uns nur verwirren, der Däne.

In das Lakritz wirft er Salz, das er zuvor dem Meer abgerungen hat. Joghurt füllt er in Literkanister und versetzt ihn mit Pfirsichen und Himbeeren, Kuchen überzieht er mit Zucker und Farbstoff und wieder mit Zucker. Dann probiert er den Kuchen, findet ihn nicht süß genug, und nimmt noch eine Creme-Einspritzung vor. Heringe dagegen fängt er mit dem Glas und gibt sie in Dill- oder Curry-(Karry-)soße. Krebsscheren macht er unverschämterweise aus echten, lebendigen Krebsen, die ihr Leben lassen müssen, um uns zu ernähren! Ein Skandal. Touristen, die sich beschweren, werden zu Softeis verarbeitet und mit Zimt bestreut. Wer sich aber nicht wehrt, kommt fünf Kilo schwerer nach Hause – so wie ich.