Vergewaltigung als Strafe

Vier Männer angeklagt, in Pakistan eine Frau aufgrund des Urteils eines Dorfgerichts vergewaltigt zu haben

DERA GHAZI KHAN rtr ■ In Pakistan hat gestern ein Prozess gegen vier Männer begonnen, die auf Anweisung eines Dorfgerichts in einer abgelegenen Region der Provinz Punjab eine Frau vergewaltigt haben sollen. Die Staatsanwaltschaft fordert für die vier Hauptangeklagten die Todesstrafe. Die Männer bestreiten die Tat. Die 30-jährige Mukhtaran Mai hatte ausgesagt, sie sei vergewaltigt worden, als sie vor einem Dorfgericht erschienen war, um um die Freilassung ihres jüngeren Bruders zu bitten. Dieser war von Mitgliedern der einflussreichen und sozial höher stehenden Mastoi-Familie entführt worden, weil er ein unerlaubtes Verhältnis mit einem Mädchen dieser Familie gehabt haben soll.

Mai bat vor dem Dorfgericht um Gnade, wurde aber nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu einer weit schwereren Strafe verurteilt: Vier Männer vergewaltigten sie und trieben sie halbnackt vor den Augen hunderter Menschen durch die Straßen. Nach Angaben der Verteidigung soll die Vergewaltigung nicht von dem Dorfgericht angeordnet worden sein. In weiten Teilen Pakistans ist es noch verbreitete Praxis, Frauen zur Bestrafung von Familien zu vergewaltigen.