Telekoms verschenken Milliarden

Erstes Konsortium verzichtet auf die teuer ersteigerte UMTS-Mobilfunklizenz. Das hat auch für E-plus Folgen. Realistisch gesehen bleiben nur noch vier von sechs Handy-Betreibern übrig. Der Staat hat die Lizenzgelder schon verbucht

von MARIA KLEINSCHROTH

Die Zahl der potenziellen Mobilfunkbetreiber in Deutschland sinkt. Gestern hat eine von sechs Firmen für die kommenden Multimedia-Handys nach dem UMTS-System praktisch aufgegeben: das Konsortium Quam. Es gehörte zu 55 Prozent der spanischen Telefónica Móviles und zu 45 Prozent der finnischen Sonera unter dem Namen Group 3 G.

Niemand rechnet mehr damit, dass der Sektor in absehbarer Zeit Profit abwirft. Im Gegenteil: Nach den Verlusten sollen keine neuen Kunden mehr geworben werden, beschlossen die Quam-Gesellschafter ein halbes Jahr nach dem Start. Die 200.000 bestehenden Kunden können zunächst wie gewohnt weitertelefonieren, so ein Quam-Sprecher. Sie nutzen derzeit das E-plus-Netz. Der Verkauf von Handys wird aber gestoppt. Damit steht auch E-plus (gehört der schuldengeplagten niederländischen KPN), das mit Quam kooperieren wollte, beim Aufbau seines UMTS-Netzes alleine da.

Derzeit laufen Handys über den so genannten GSM-Standard der zweiten Mobilfunk-Generation. Vier Firmen (T-D1, D 2, E-Plus und O 2) betreiben die Funkmasten. Die kommende dritte Generation per UMTS-Standard soll schneller sein und auch Musik und Fotos übertragen können, so die Versprechungen der Hersteller. Die sechs UMTS-Lizenzen wurden in einem beispiellosen Rennen im August 2000 für jeweils mehr als 8 Milliarden Euro von der Bundesregierung versteigert.

Ernsthaft im Rennen sind damit nur noch vier Konsortien: T-Mobile, Tochter der Deutschen Telekom, und Vodafone D 2 (die ehemalige Mannesmann AG) sind mit Abstand Mobilfunk-Marktführer und wollen 2003 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Neben E-plus gibt es dann noch die frühere Viag Interkom, die jetzt O 2 heißt.

Ein weiterer Wackelkandidat ist Mobilcom. Gründer Gerhard Schmid verkündete einst vollmundig, seine Firma werde als erste an den Start gehen. Dazu nahm Schmid die France Télécom als finanzkräftigen Partner und Großaktionär mit in die Firma. Doch die Franzosen haben inzwischen alle Hände voll zu tun, ihre auf 60 Milliarden Euro gerechneten Kredite zu zahlen, und wollen auf jeden Fall weitere Großinvestitionen verhindern. Als Schmid trotzdem bauen wollte, drängte die France Télécom ihn aus seiner eigenen Firma. Wie es weitergeht, ist unklar.

Für den deutschen Staat bringt das UMTS-Desaster von Sonera und Telefónica unmittelbar kein Minus: Die Lizenzen mussten gleich nach der Versteigerung bezahlt werden, was Finanzminister Hans Eichel (SPD) 50 Milliarden Euro einbrachte. Nach derzeitigem Stand können die Lizenzen höchstens unentgeltlich zurückgegeben werden und verfallen dann. (mit dpa)