Vermeidbarer Tod

Alkohol entsteht durch alkoholische Gärung, bei der Zucker in Alkohol und Kohlendioxid gespalten wird. Alkohol wirkt in Bier, Wein, Sekt, Spirituosen, aber auch in manchen Lebensmitteln.

Jahrtausendelang waren alkoholische Getränke das tägliche Hauptgetränk des Menschen. Wie selbstverständlich dienten sie als Durstlöscher und wegen ihres hohen Kaloriengehalts oft auch als Nahrungsmittel. Ihre Bedeutung als hauptsächliche Flüssigkeitsquelle für den Menschen erklärt sich unter anderem durch eine Umwelt, in der die Menschen nur schwer sauberes Trinkwasser gewinnen konnten. Erst im 19. Jahrhundert wurden alkoholische Getränke durch Kakao, Kaffee, Tee und noch später durch Säfte sowie aufbereitetes Trinkwasser aus ihrer Schlüsselrolle für die Ernährung der Menschen verdrängt.

Forschungen zu langfristigen Effekten von Alkoholkonsum stellen übereinstimmend fest, dass bei massivem Konsum ein erhöhtes Risiko von Mund- und Rachenkrebs besteht und entzündliche Reizungen der Magenschleimhaut hervorgerufen werden können. Achtzig Prozent aller Leberschäden in westlichen Ländern sind Folge exzessiven Alkoholkonsums. Schädigungen durch Alkoholmissbrauch gibt es zudem an Nerven und Muskeln.

Alkoholismus gilt als die folgenschwerste Suchtkrankheit in Europa. In Deutschland, beim Alkoholkonsum Weltspitze, werden pro Jahr etwa vierzigtausend Alkoholtote gezählt, laut Statistik sind 2,5 Millionen Menschen alkoholabhängig, sechshunderttausend bis eine Million gelten als Alkoholiker. Damit ist der Alkoholkonsum die dritthäufigste vermeidbare Todesursache – nach dem Rauchen sowie Folgekrankheiten von falscher Ernährung und Bewegungsmangel.

Nach Angaben des Berufsgenossenschaftlichen Arbeitsmedizinischen und Sicherheitstechnischen Dienstes (BAD) in Bonn trinken 4,3 Millionen Deutsche täglich am Arbeitsplatz Alkohol. Von insgesamt 39,1 Millionen Arbeitnehmern seien etwa zwei Millionen alkoholkrank. Die Fehlzeiten von Alkoholikern liegen im Schnitt sechzehnmal höher als die von Nichtabhängigen.

Zunehmend betroffen sind auch Jugendliche. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO war jeder zweite Jugendliche in Europa im Alter von sechzehn Jahren schon mindestens einmal betrunken. Die EU-Gesundheitsminister forderten bereits im Juni 2001, den Gefahren des Alkoholkonsums in den EU-Mitgliedsländern mit Informationskampagnen und verstärkter Forschung zu begegnen. Darüber hinaus gibt es in einigen Ländern Überlegungen, bestehende Jugendschutzgesetze zu verschärfen, das Mindestalter für den Alkoholausschank heraufzusetzen (www.europa.eu.int/comm/dg24/health/ph/key_doc/index_en.html). Detaillierte Daten zum Alkoholkonsum in den einzelnen europäischen Mitgliedsstaaten veröffentlicht die europäische Organisation zur Prävention von Alkoholmissbrauch „Eurocare“ unter www.eurocare.org.

Die EU-Kommission hat darüber hinaus ein Programm gegen Alkoholmissbrauch in den Mitgliedsländern verabschiedet, das darauf abzielt, mit den Getränkeherstellern einen „Verhaltenskodex“ zu vereinbaren. Diese sollen ihre Werbung nicht länger direkt auf jugendliche Konsumenten zuschneiden. Auch der Ausschank von alkoholischen Getränken bei Werbeaktionen soll eingeschränkt werden.

HEIKE HAARHOFF