Rotes Tuch für den Grünen Punkt

Der Verpackungsentsorger Duales System Deutschland wird immer billiger und effizienter. Durch Wettbewerbsklagen will er seine Monopolstellung behalten. Konkurrenz verwertet bald in Hessen, muss jedoch hohe Hürden meistern

BERLIN taz ■ Die Betreiberin des Grünen Punkts, die Duale System Deutschland AG (DSD), will ihre Sonderstellung bei Verpackungsabfällen vor Gericht verteidigen. Vorstandsvorsitzender Wolfram Brück kündigte anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz in Köln an, dass die DSD eine Wettbewerbsklage gegen ihre noch nicht aktiven Konkurrenten BellandVision und Interseroh erheben will. „Es kann nicht angehen, dass sich einige Unternehmen die Rosinen im Recycling von Verpackungen herauspicken“, so Brück.

Seit zwölf Jahren sammelt und sortiert das Non-Profit-Unternehmen Abfall, finanziert durch Gebührenaufschläge auf Verpackungen – gekennzeichnet durch den Grünen Punkt. 2001 waren das laut gestrigen Angaben 5,5 Millionen Tonnen. Die DSD ist zwar eine privatwirtschaftliche Firma, besitzt aber durch die Verpackungsverordung von 1991 den Auftrag, neben der kommunalen Müllabfuhr bundesweit Verpackungen zu entsorgen.

Und das tut sie immer effizienter und billiger: Durch optimiertes Sortieren und Verwerten gelang es der DSD in den vergangenen sieben Jahren die Kosten um einen Fünftel zu senken – 2001 beliefen sich die Einsparungen auf rund 130 Millionen Euro bei einem Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Euro – was einer Verpackungsgebühr von 22 Euro für jeden Bundesbürger entspricht.

Nun drängen sich aber Konkurrenten auf den Markt. Doch obwohl die Verpackungsverordnung theoretisch Wettbewerb ermöglicht, sind die Hürden hoch. Wer Konkurrent der DSD werden will, muss in einem ganzen Bundesland ein flächendeckendes System vorzeigen können. Die BellandVision ist kurz davor, in Hessen in den Markt einzusteigen. Bei einem dreijährigen Modellversuch im Lahn-Dill-Kreis verwertete BellandVision mit einem weniger striktem Trennsystem Verpackungen zur Hälfte der Kosten von DSD. Und wie ihr der Umweltrat attestierte, „ohne wesentliche ökologische Nachteile“. BellandVision erklärte gestern, dass eine bundesweite Expansion angestrebt werde.

Die Expertin für Abfallvermeidung Eva Leonhart von der Umweltschutzorganisation BUND sieht im „weniger Trennen“ des BellandVision-Modells, keine revolutionäre Neuerung: „Das Augenmerk hat sich von der Vermeidung zur Verwertung verschoben – das ist eine problematische Entwicklung.“ Auch der Grüne Punkt – „eine Krücke der Industrie“ – trage dazu bei, dass sich der Verbraucher seines Mülls nicht mehr bewusst sei. Leonhart hofft auf einen Mentalitätswandel – „aber wie man das erreichen kann, weiß ich auch nicht“. SIMON JÄGGI