Einkauf beendet

Weltweit zweitgrößtes Medienunternehmen Vivendi Universal in Turbulenzen: Vorstand Messier muss gehen

BERLIN taz ■ 19 Miliarden Schulden, Aktienkurs seit Jahresanfang um zwei Drittel gefallen und endgültig das Vertrauen der Großaktionäre verloren. Der französische Vorstandsvorsitzende Jean-Marie Messier muss den Chefsessel im zweitgrößten Medienunternehmen der Welt, Vivendi Universal, räumen. Das beschlossen die Anteilseigner während ihrer Sitzung am Sonntag. Gestern habe Messier seinen erzwungenen Rücktritt akzeptiert, hieß es in Branchenkreisen.

Weder das französisch-amerikanische Unternehmen noch Vorstandsvorsitzender Messier haben sich bislang öffentlich geäußert. Als gestern die Meldung des Messier-Rauswurfs in Umlauf kam, stieg die Vivendi-Aktie an der Pariser Börse zwischenzeitlich um 19 Prozent.

Noch am vergangenen Dienstag hatte sich die Mehrheit der 13-köpfigen Großaktionärsvertreter für Messier ausgesprochen. Die fünf Vertreter von US-Eigner Bronfman forderten dagegen den Rücktritt. Obwohl die Vivendi-Aktie den dramatischen Kurseinbruch an den Weltbörden in der vergangenen Woche gut überstand, verlor Messier in dieser Zeit auch das Vertrauen der französischen Anteilseigner.

Die Großaktionäre werfen dem 45-Jährigen eine unklare Ausrichtung des Mischkonzerns vor und kritisieren seinen Führungsstil. Und auch Vivendi soll seine Bilanzen geschönt haben, so Gerüchte in Anlegerkreisen.

Jean-Marie Messier hatte 1996 die Führung des französischen Wasserversorgers Générale des Eaux übernommen und baute ihn zum weltweit operierenden Mischkonzern Vivendi um. Vor zwei Jahren schmolz Vivendi mit dem französischen Bezahlsender Canal Plus und der US-kanadischen Gruppe Seagram der Bronfman-Familie zusammen. Der neue französisch-amerikanische Großkonzern kaufte in der Zeit der Börsenhöchststände munter weiter: Pay-TVs in ganz Europa und Anteile am Bahnunternehmen Connex. Und häufte dabei einen Schuldenberg in Rekordhöhe an. Ohne die Wassersparte belaufen sich die Schulden auf 19 Milliarden Euro. Nach Höchstständen bei über 140 Euro fiel die Aktie 2002 zeitweise unter 20 Euro. SIMON JÄGGI