„Aus dem Musical nichts gelernt“

Für den CDU-Fraktionschef ist Bremen keine Medienstadt / Trotzdem ist auch er für den Umzug Radio Bremens in die Innenstadt / Wohin mit dem ‚mobile solution center‘? / Ein neuer Medienstandort könnte dem Technologie-Park Konkurrenz machen / Keine Wirtschaftsförderung mit Schwerpunkt Medien

Die SPD zeigte sich vom neuen Hamburger Gutachten zum Medienstandort Bremen begeistert und forderte den Senat auf, sofort Schritte für einen Umzug von Radio Bremen ins Faulenquartier einzuleiten. Sehr viel verhaltener reagierte die CDU. Wir wollten wissen, warum.

taz: Herr Böhrnsen kritisiert Sie als Ausbremser. Wenn es nach der SPD gegangen wäre, sagt er, hätte man schon längst ein Medienviertel im Faulenquartier anschieben können.

Jens Eckhoff: Völliger Quatsch. Wir wollen sicher sein, dass hier keine Fehlentscheidung getroffen wird. Radio Bremen ist eine Firma im massiven Umbruch, deren Zukunft nicht geklärt ist. Bremen ist kein Medienstandort. Wenn man zwei eher schwächelnde Funktionen zusammenpackt, dann gibt minus und minus nicht plus. Vor diesem Hintergrund und auch vor dem Hintergrund der nationalen Entwicklung der Medienlandschaft sind wir skeptisch, ob Bremen hier besondere Anstrengungen unternehmen sollte.

Das war der Grund, warum Sie nach dem letzten Gutachten für die günstigste Lösung, nämlich die Zusammenlegung von RB-Fernsehen und Radio am Fernsehstandort von Radio Bremen plädiert haben. Jetzt sind auch Sie für einen Standort in der Innenstadt. Wie kommt’s?

Wir müssen anerkennen, dass alle Beteiligten der Medienwirtschaft eher einen city-nahen Standort bevorzugen. Ich sehe aber das Faulenquartier unter städtebaulich anderen Gesichtspunkten. Wir suchen city- und wesernahen Wohnraum, der in den nächsten Jahren in größerem Stil nachgefragt werden wird. In diese Richtung muss man das Faulenquartier entwickeln.

Zurück zum Medienstandort. Was ist für Sie die zentrale Aussage des Gutachtens?

Wenn das Medienzentrum eine Chance haben soll, dann jetzt, das habe ich da raus gelesen. Aber es gibt dort keine klare Empfehlung: Machen Sie das! Da ist ja noch die Sache, dass das Gutachten für einen neuen Medienstandort die Verknüpfung mit dem mobile solution center fordert ...

... das jetzt von den Wirtschaftsausschüssen mit Planungsgeldernfür den Technologiepark versehen wurde. Würden sich die zwei Medien- bzw. Technologie-Adressen in der Stadt Konkurrenz machen?

Das ist die Frage, die man beantworten muss. Das mobile solution center braucht eine Anbindung zur Universität – das sagen zumindest die Spezialisten. Das ist eine Grundsatzentscheidung: Fasst man mobile Kommunikation und Medien an einem neuen Standort zusammen? Für die Weiterentwicklung des Technologieparks ist das mobile solution center aber auch ganz wichtig.

Wenn man die Analyse des Gutachtens liest, dann gibt es hier zwei Alte-Medien-Kolosse, Radio Bremen und die Bremer Nachrichten und auf der anderen Seite viele sehr junge Multimediaunternehmen. Die haben erst mal gar nichts miteinander zu tun. Es wäre ein politischer Akt, daraus einen Medienstandort zu zimmern.

Die Chance, die es gibt, ist die: Dadurch, dass Radio Bremen überleben will und muss, müssen sie Sachen frei produzieren lassen.

Mit Multimedia hat das aber nichts zu tun.

Ja, da wird die Chance über den UMTS-Bereich gesehen, wo wir eine Pilotfunktion haben wollen. Hierfür sollen Inhalte produziert werden. Aber wie realistisch das für Bremen ist, da habe ich große Zweifel.

Sie sagen, Bremen ist kein Medienstandort. Bremen war auch kein Messe-Standort und kein Musical-Standort. Dennoch hat die CDU – mit Herrn Hattig als Galionsfigur – immer fürs „Wagnis“ plädiert. Sind Sie vorsichtig geworden?

Stadthalle und Messehalle waren genau die richtigen Investitionen, aber beim Musical haben wir gemerkt, was es heißt, wenn sich Märkte verändern. Ich dachte eigentlich auch, dass Herr Böhrnsen dort dazugelernt hat.

Können Sie sich Wirtschaftsförderung über das normale Maß hinaus – also Bau von Infrastruktur – für ein Medienzentrum vorstellen?

Ich würde das nicht pauschal ablehnen, aber dass kann zum einen nicht für Radio Bremen gelten, und es kann nur im Rahmen einer qualitativen Wirtschaftsförderung sein. Medien werden sicher kein zentraler Punkt bremischer Wirtschaftsförderung.

Fragen: hey