Die Party-Konkurrenz

Zwei Events machen sich heute gegenseitig das Publikum streitig: Vision Parade in Bremen und Christopher Street Day in Oldenburg locken beide mit Frischluft-Beats. Absicht oder Missverständnis?

„Da gibt es schon eine gewisse Überschneidung der Zielgruppen“

„Das ist so unnötig wie ein Kropf“, ärgert sich Roland Siefken vom Oldenburger Lesben- und Schwulenzentrum. Genau zeitgleich zum Christopher Street Day (CSD) in Oldenburg, an dem er auch beteiligt ist, will heute in Bremen die Vision Parade – eine Art Mini-Love-Parade an der Weser – mit Party-Trucks und Techno-Beats zehntausende Tanzwillige auf die Straße locken. „Ich rechne schon damit, dass ein paar Leute in Bremen bleiben werden“, sagt Siefken.

Er könnte Recht haben: Der Bremer Wummer-Zug, bei dem unter anderem „drag queens“ aus Hamburg mitfahren, wird auch in lesbisch-schwulen Kreisen als Event gehandelt und steht etwa auf der Terminliste des Bremer „gay-web“ (www.bremen.gay-web.de) an zweiter Stelle – direkt hinter dem Oldenburger CSD.

Auch die Veranstalter der Vision Parade sind nicht gerade glücklich über die ungewollte Konkurrenz. Zwar spreche ihr Umzug als klassisches und kommerziell organisiertes Raver-Event mit Techno-House-Trance-Musik eine breitere Masse an als der Christopher Street Day, der als traditionelle Demonstration für die Rechte von Lesben und Schwulen noch mehr eine politische Seite habe, sagt Vision-Parade-Organisator Kolja Beckmann. Unabhängig von der politischen Aussage haben Musiktrucks und Straßenparty-Stimmung in den letzten Jahren allerdings stets auch viele Heteros nach Oldenburg gelockt. „Die politischen Inhalte sind schon immer mehr in den Hintergrund getreten“, gibt Siefken zu. „Die Zielgruppen überschneiden sich etwas“, sagt Beckmann.

Der Doppeltermin sei „keine Böswilligkeit“, beteuert er: „Das ist so passiert.“ Selbstverständlich habe man sich schon vor einem Jahr bei LuST e.V., dem Haupt-Organisator der lesbisch-schwulen Party-Demo in Bremens Nachbarstadt, nach deren Termin erkundigt. „Wir hatten die Info, dass die eine Woche später feiern würden“, sagt Beckmann. LuST-Mann Thomas Rüger, mit dem Beckmann damals telefoniert hatte, bestreitet das: „Diese Info hat es nie gegeben.“

Traditionellerweise, erklärt Siefken, finde der „CSD NordWest“ in Oldenburg immer am vierten Juni-Wochenende statt. Dass die Vision-Parade-Macher dann vor einigen Wochen in Oldenburg angefragt hätten, ob der CSD nicht verschoben werden könne, findet er „schon fast frech, mindestens aber putzig“. Schließlich sei nicht nur die Vision Parade, sondern auch lesbisch-schwule Parade ein Großereignis, das man nicht einfach um zwei Wochen verschieben könne. Und im Gegensatz zur Vision Parade finde das Homo-Event nicht zum ersten Mal statt. Siefken selbstbewusst: „Wir sind hier etabliert.“ sim