performance des tages: cesare maldini, trainer der albirojos
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Es galt eine kleine Strichliste abzuarbeiten, die Cesare Maldini vor seinem Amtsantritt als Nationalcoach im Kopf führte. An oberster Stelle stand geschrieben: Sorge für Gutwetter mit Torwart Chilavert, dem exzentrischen Torwart und sich höchst eigenwillig gebärdenden Alphatier der Südamerikaner. Diesen Punkt hat Maldini zu beider Zufriedenheit abgearbeitet, obwohl jeder Übungsleiter, der nicht auf eine feste Seilschaft mit Chilavert angewiesen ist, den reaktionsmüden und erdschweren Torsteher nicht nur aus dem Kasten wünscht, sondern gleich in die Pampa. „Maldini als Trainer zu haben ist eine große Ehre und erfüllt uns mit Freude“, kanonisierte José Luis Chilavert den Coach jedoch wohlwollend, „wir werden ihn bis zum Äußersten unterstützen.“

Der Notfall ist gestern bereits eingetreten und die Albirojos, also Paraguays Nationalteam, bestand ihn recht bravourös. Ein Sieg musste her, Südafrika gegen Spanien verlieren. Der Plan ging auf. Am Samstag steht Paraguay im Achtelfinale gegen Deutschland. Diese Nachricht treibt Rudi Völler gewiss das Adrenalin in die Adern, denn DFB-Späher Uli Stielike hatte ihm berichtet, Südafrika sei der ideale Partner, Paraguay hingegen ob „ihrer härteren Gangart“ kantig wie ein Stolperstein.

Maldini wird seine Leute gegen die Deutschen vorsichtig ins Spiel schicken. Die Spielauffassung des 70-Jährigen, der sich seine Meriten als Italiens Nationaltrainer und Abwehrlegende des AC Mailand verdiente, ist von Gedanken an ein gepflegtes Verteidigungsspiel durchzogen wie ein Parmaschinken von hauchzarten Fettschichten. Er kann sich auf erfahrene Defensivspieler wie Arce, Ayala und Gamarra stützen und im Angriff auf einen inspirierten Roque Santa Cruz.

In der WM-Qualifikation stand noch ein anderer Mann an der Außenlinie – Sergio Markarián. Nach zwei Niederlagen gegen Venezuela und Kolumbien wurde ihm ein Strick gedreht und der Altmeister Maldini bestellt. Die Presse wetterte über den Neuen, rückte süffisant seine Aussagen bei der WM 98 in die Blätter, als sich Maldini über den Patriotismus der Paraguayer beklagte. Man könne Rufe für Land und Ehre aus der Umkleidekabine hören, sagte Maldini damals. Am Samstag macht er vielleicht sogar mit. MV