Homöopathie und Hygiene

Jeden zweiten Montag im Monat stellen wir an dieser Stelle Werte des Natur-Aktien-Index vor. Zugrunde gelegt sind die Firmenprofile von imug investment research. Heute: Boiron und Condomi

Boiron (Frankreich) produziert und vertreibt homöopathische Arzneimittel, bietet zudem Schulungen für Ärzte und Homöopathen an. Das Unternehmen bewegt sich in einem Umfeld mit guten Wachstumschancen. Für imug gehört die „Gesundheits- und Arzneimittelbranche zu den wirtschaftlich relevanten Branchen“. Mit einem derzeit noch geringen Marktanteil von 0,4 Prozent gebe es darin für Homöopathika ein enormes Potenzial. Nicht zu unterschätzen ist dabei der gesundheitspolitische Aspekt: Homöopathische Arzneimittel seien „für Krankenkassen bis zu 75 Prozent günstiger als herkömmliche Mittel“, so imug investment research.

Im Natur-Aktien-Index (NAI) ist Boiron (WKN 873 532) bereits seit dessen Auflage im Jahr 1997 vertreten. Als größter Anbieter homöopathischer Produkte in Frankreich erzielte das Unternehmen im Jahr 2000 einen Umsatz von 266,4 Millionen Euro. Der Gewinn belief sich auf 19,7 Millionen Euro.

Ein Teil dieses Gewinns kommt unmittelbar den zurzeit 2.600 Mitarbeitern zugute. Auch hinsichtlich des Gesundheitsschutzes und der Beteiligung der Beschäftigten an Entscheidungen wird Boiron von imug positiv bewertet. „Alle Produktivitätssteigerungen über 5 Prozent werden zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern aufgeteilt.“ Aus einem so gefüllten Sozialfonds finanziert man etwa die Altersteilzeit bei vollem Lohnausgleich. Doch müssen die Angestellten schon vorher nur 35 Stunden pro Woche arbeiten. Boiron gehörte 1998 zu den ersten Unternehmen, die die Arbeitszeit im Rahmen des „Aubry“-Gesetzes reduzierten.

Bislang nicht reduziert wurde jedoch der Einsatz von PVC, das Boiron nach wie vor bei der Verpackung von Tabletten verwendet. Zudem verfügt Boiron weder über, wie es heißt, „schriftlich formulierte Umweltstandards noch über eine offizielle Umweltpolicy oder über ein Umweltmanagementsystem“. Einzig „Daten zur Abfallbilanz und zum Wasserverbrauch“ für die beiden zentralen Standorte in Frankreich sind laut imug auf Nachfrage erhältlich.

Die für die Arzneimittelherstellung verwendeten Plantagenpflanzen würden allerdings nur von Biolandwirten bezogen. Immerhin ist neben der „geringen Dosis aktiver Substanzen“ auch der „mögliche Verzicht auf Tierversuche in der Produktentwicklung“ im Hinblick auf Nachhaltigkeit positiv zu verzeichnen. Boiron „arbeitet in der Arzneimittelentwicklung mit Menschen auf freiwilliger Basis zusammen“.

Die Condomi AG (Deutschland) ist Spezialistin für Qualitätskondome und wurde im Januar 2002 neu in den Natur-Aktien-Index aufgenommen (WKN 544 490). Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich das Unternehmen zum größten deutschen Kondomhersteller mit einem Jahresumsatz von 26,5 Millionen Euro (2000/2001). Das erste „Condomi“-Spezialgeschäft in Deutschland wurde 1988 eröffnet, nach zwei Jahren gab es eine Franchisekette, die sich bald auch im europäischen Ausland ausbreitete. Das 1998 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Unternehmen ging 1999 an die Börse. Heute verfügt die Condomi AG nach imug-Angaben über „weltweite Vertriebswege und ist in 51 Ländern aktiv“.

Die Condomi-Gruppe produziert und vertreibt nicht nur Kondome unter eigenem und fremden Namen, sondern handelt auch mit Erotik-, Körperpflege-, und Hygieneartikeln. Derzeit gibt es umfangreiche Aufträge für Albanien, Mauritius, Osteuropa und Südafrika.

Laut imug bestehen „Condomi-Kondome aus Naturkautschuklatex und sind kompostierbar“. Außerdem wurde die Haltbarkeit der Produkte von drei auf fünf Jahre erhöht. An der Erfurter Produktionsstätte wird ein Umweltmanagementsystem vorbereitet, und „schon heute werden Stoff- und Energiedaten erfasst“, und der Energie- und Wasserverbrauch wird systematisch gesenkt.

Im sozialen Bereich tut Condomi sich nicht nur durch die Beteiligung aller Mitarbeiter am Unternehmen hervor, sondern auch durch Engagement in Naturschutz- und Umweltprojekten in Surinam. In Südafrika wird Condomi investieren und jährlich 100 Millionen Kondome herstellen, und sich zudem am Aufbau eines Dorfes für Aidswaisen beteiligen.

Im Rahmen des Produktionsaufbaus in Südafrika ist Condomi ein Joint-Venture mit Ferrostaal Investments South Africa eingegangen. Die MAN-Tochter liefert U-Boote an Südafrika. Condomi trat jedoch erst als Investor auf, nachdem das Rüstungsgeschäft abgeschlossen war. Verstöße gegen die NAI-Ausschlusskriterien sind imug nicht bekannt. KATHARINA JABRANE

www.boiron.frwww.condomi-ag.deDas Institut Markt Umwelt Gesellschaft ist der Uni Hannover angeschlossen und arbeitet im Bereich Investment Research und Nachhaltigkeitsfonds.Telefon (05 11) 9 11 15-0, www.imug.de