DIE TAZ-LESERREISE

Vom brasilianischen Regenwald in den Großstadtdschungel Rios, um schließlich beim Segeltörn an der Costa Verde abzuschalten

von THOMAS PAMPUCH

Es gibt eine Reihe von guten Gründen, 2002 wieder eine taz-LeserInnenreise durchzuführen: Erstens war die taz-Reise nach Bolivien im letzten Jahr ein Erfolg. Zweitens verfügt die taz auch in anderen Ländern über gute Kontakte, die eine erfreuliche und mit den spezifischen Interessen von taz-LeserInnen kompatible Routenführung mit kundiger Reiseleitung ermöglichen. Drittens dürfte eine gut ausgeklügelte Reise zu einigen der schönsten und aufregendsten Orte Brasiliens bei unseren Lesern auf Neugier und Interesse stoßen.

Die taz-LeserInnenreise 2002 führt in den brasilianischen Regenwald, nach Ouro Preto, Rio de Janeiro und an den Atlantik. Geleitet wird sie von dem in München lebenden Brasilianer Carlos Soares Pinto, der taz-Lesern kein Unbekannter ist. Schon im Dezember 1996 und im Januar 97 haben wir über den Ökologen, Soziologen und Regenwaldschützer und sein Projekt „Salve Floresta“ sowie seine „Regenwaldakademie“ berichtet und dabei die damals gerade frisch gegründete Lodge bei Tapiraí in der „Mata Atlântica“ vorgestellt. Salve Floresta“ leistet Aufklärungsarbeit, Unterstützung von lokalen Kooperativen. Begegnungen zwischen interessierten Reisenden und Einheimischen vertiefen auf beiden Seiten das Verständnis füreinander.

Die Regenwaldakademie ist inzwischen zu einer Institution des Ökotourismus in Brasilien geworden und dient immer wieder als Treffpunkt von Europäern und Brasilianern, die an einer besseren und umweltverträglicheren Nutzung des Regenwaldes interessiert sind. Neben dem Haupthaus, das aus ehemaligen Schweineställen liebevoll zu einfachen, aber hübschen Zimmern und einem gemütlichen Ess- und Aufenthaltsraum umgebaut wurde, gibt es inzwischen noch mehrere Bungalows sowie einen Swimmingpool mit angegliederter Caipirinha-Bar.

Das ist genau die richtige Belohnung nach den ausgiebigen Touren mit immer neuen Perspektiven: durch Bäche und an Wasserfällen vorbei, durch dichtes Urwaldgestrüpp auf lichte Hügel mit herrlichem Ausblick.

„Nach der Natur die Kultur. Ouro Preto, rund 500 Kilometer nördlich von São Paulo in Minas Gerais gelegen, ist die Perle des brasilianischen Barocks. Eine Stadt, die 1750 bereits 80.000 Einwohner zählte. Heute hat sie nicht mal die Hälfte davon, und die meisten von ihnen sind auch noch Studenten. „Museumsstadt“, „Märchenstadt“, „Monument der Weltkultur“ (seit 1980) und dazu auch noch eine sportliche Herausforderung. Denn Ouro Preto ist ein durchgehend kopfsteingepflasterter, steil bergauf und bergab führender, malerischer historischer Hindernislauf. Wohin man blickt, nach oben oder nach unten, überall Kirchen, fast alle aus dem 18. Jahrhundert, die feinsten von ihnen erbaut und ausgestattet vom größten Bildhauer und Architekten der brasilianischen Kolonialzeit, Aleijadinho. Ouro Preto zu durchwandern ist eine wunderbare Kraxelei durch das 18.Jahrhundert. Wenige Orte der neuen Welt haben eine derart durchgängig erhaltene und liebevoll restaurierte historische Bausubstanz zu bieten. Interessant sind daneben auch das großartige mineralogische Museum – immerhin sind wir hier im alten Zentrum der brasilianischen Edelsteinindustrie – sowie das muntere Nachtleben in den pittoresken alten Gassen.

Rio de Janeiro, die nächste Station der Reise, ist ein Muss jeder Brasilientour. Da hilft es, dass Carlos Soares jahrelang in Rio gelebt und gearbeitet hat und die Stadt deshalb auch aus einer etwas anderen Perspektive präsentieren kann, als es der klassische Copacabana-Corcovado-Caipirinha-Ansatz vermag. Wobei auch diese drei C nicht unter den Tisch fallen. Dazu bietet sich auch in Rio wieder die Gelegenheit, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen.

Den erholsamen Abschluss der Reise bietet eine Segelpartie an der Costa Verde westlich von Rio, die zum Malerischsten gehört, was Brasilien zu bieten hat. Das fängt mit dem fast übertrieben schnuckeligen alten Hafenstädtchen Paraty an, von dem aus in See gestochen wird. Mit drei oder vier Booten – darunter ein alter, hübsch aufgemotzter Schoner, der auch als Küchenschiff dient –, schippert die taz-Flottille durch die kleinen Buchten und Fjorde der riesigen Bahia de Ilha Grande, die von bis zu 1.000 Meter hohen, sattgrün bewachsenen Bergen gesäumt ist: Die Mata Atlântica als Kulisse eines gemütlichen Törns mit viel Baden, kleinen Landgängen an einsamen Stränden sowie – bei gutem Wind – auch mal rasantem Segelvergnügen. Zum Essen werden die Boote als „Päckchen“ nebeneinander vertäut, des Nachts gehen sie in Buchten vor Anker.

Den letzten Tag und die letzte Nacht verbringt die Gruppe dann in einem hübschen Hotel im Kolonialstädtchen Paraty, das ebenso wie Ouro Preto auf eine große Vergangenheit zurückblicken kann. Auch Paraty ist aufgrund seiner geografischen Lage das dynamische Wachstum erspart geblieben und so zu einem historischen Denkmal seiner selbst geworden. Ein würdiger Abschluss einer Reise, die auch den traditionell anspruchsvollen taz-LeserInnen Freude und Gewinn bringen dürfte.