Viele Wege gegen den Terror

Auf einer südostasiatischen Sicherheitskonferenz in Singapur werden unterschiedliche Ansätze im Kampf gegen den Terrorismus deutlich. Die USA erwägen eine Verlängerung ihres militärischen Einsatzes auf den Philippinen

BERLIN taz ■ Der Kampf gegen den Terror hat viele Gesichter. Für Paul Wolfowitz, den stellvertretenden US-Verteidigungsminister, findet er unter anderem auf den südlichen Philippinen statt. Offenbar erwägen die USA dort die dauerhafte Stationierung eines kleineren Militärkontingents. Zumindest schloss Wolfowitz einen verlängerten Einsatz der US-Soldaten nach Ablauf der Frist Ende Juni in der Region nicht aus. Washington sei für alle Möglichkeiten offen. Alles Weitere würde aber auch von der philippinischen Regierung abhängen, die Amerikaner seien lediglich Instruktoren. Das erklärte der US-Vertreter gestern in Manila, wo er sich vor seinem Besuch bei den US-Einheiten mit Regierungsvertretern traf. Der Möglichkeit einer direkten Kampfbeteiligung von amerikanischen Soldaten erteilte er erneut eine Absage.

Zuvor war Wolfowitz Gast auf einer regionalen Sicherheitskonferenz in Singapur. Dort warnte er unter anderem vor der Gefahr, dass Atomwaffen in den Besitz von Terroristen gelangen könnten. Ein US-Experte, Robert Einhorn, forderte insbesondere die asiatischen Länder auf, in ihren Häfen nach Lieferungen mit atomwaffenfähigem Material zu fahnden. Wolfowitz warb auch um anhaltende Unterstützung für die US-Offensive gegen den internationalen Terrorismus.

Mit Blick auf den Einsatz der amerikanischen Truppen auf den Philippinen erklärte Wolfowitz, dadurch solle „den Filipinos ermöglicht werden, ihre eigenen Probleme zu lösen“. Die Abu-Sayyaf-Rebellen haben seit nunmehr über einem Jahr ein amerikanisches Missionars-Ehepaar sowie eine philippinische Krankenschwester in ihrer Gewalt. Das US-Außenministerium hatte vergangene Woche angekündigt, eine Belohnung von 5 Millionen Dollar für die Ergreifung der fünf Top-Anführer der Abu Sayyaf bereitzustellen. Bis Ende Juni sind auf der südlichen Insel Basilan und in der nahen Hafenstadt Zamboanga rund 1.000 US-Soldaten stationiert, die philippinische Truppen im Kampf gegen die Abu Sayyaf ausbilden sollen.

Doch allein mit Truppen, Waffen und Geld ist der Kampf gegen den Terror nicht zu gewinnen. Das machten die Verteidigungsminister auf der Tagung in Singapur deutlich. Denn vor allem Armut und mangelnder Informationsaustausch stehen nach Ansichten der südostasiatischen Regierungen einer wirksamen Bekämpfung des Terrors im Wege. Mehr Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft sei dabei dringend erforderlich, wie Indonesiens Verteidigungsminister Matori Abdul Djalil erklärte. Seinem Land zum Beispiel fehlten die nötigen Mittel.

Indonesien war von seinen Nachbarn Malaysia und Singapur dafür kritisiert worden, nicht durchgreifend genug gegen militante Gewaltbereitschaft vorzugehen. Ein ohnehin heikles Thema im größten muslimischen Staat der Welt. Denn die Regierung befürchtet viele ärgerliche und unverständliche Reaktionen, sollte sie islamische Führer verdächtigen, in terroristische Attacken verwickelt zu sein.

Der malaysische Verteidigungsminister Najib Razak machte gleichermaßen Armut und Unzufriedenheit als Nährboden für Terror und Gewaltbereitschaft aus. Südostasien brauche einen stärkeren Zusammenhalt und gleichmäßigen Wohlstand, sonst würden Menschen ohne Hoffnung die Stabilität bedrohen oder gar zerstören. „Wenn wir den globalen Kampf gegen den Terror im Visier haben, sollten wir auch den globalen Kampf gegen Ungerechtigkeit, Armut und Unterentwicklung nicht vergessen“, so Razak. Singapurs Verteidigungsminister und stellvertretender Premier Tony Tan appellierte an die Asean-Staaten, im Kampf gegen den Terror einen stärkeren politischen Konsens zu finden. NIG