Von Schweden lernen

Die Grünen kehren von einer Bildungsreise aus dem Norden zurück – Bremen hängt noch weit zurück

Autonom und doch streng kontrolliert – so paradox lässt sich die Situation an den schwedischen Ganztagsschulen beschreiben. Eine Situation, von der die grünen Bildungsexperten Dieter Mützelburg und Anja Stahmann sich nach einem Besuch begeistert zeigten – und Forderungen für die Bremer Bildungspolitik ableiteten.

„Pädagogisch sind die Schulen ganz frei“, so Mützleburg. Ob Unterrichtsstunden 40, 60 oder 100 Minuten dauern, ob im Projekt oder entlang von Fächern gelernt wird, ist der Schule überlassen. „Das geht aber nur, weil es Ziele gibt, die von allen Schulen erreicht werden müssen und die regelmäßig durch Tests überprüft werden.“

In der fünften und neunten Klasse prüft der schwedische (Zentral-)Staat, ob die Lernziele erreicht wurden. Dazwischen veröffentlicht die Schule Jahresberichte und ist durch die freie Schulwahl ständig im ranking mit den Konkurrenten. In der Grundschule wird ein Heft für jeden Schüler/jede Schülerin geführt. „Das zeugt vom individuellen Blick, den das dortige Schulsystem entwickelt hat“, lobt Mützelburg.

Und zwar nicht erst in der Grundschule. „Auch der Kindergarten ist Teil des Bildungssystems“, so Anja Stahmann, „aber nicht verschult“. Ab dem dritten Lebensjahr wird die Sprachfähigkeit aller Kinder jährlich überprüft. Wenn die Alarmglocken schrillen, gibt es Förderunterricht, mit Eltern werden feste „Kontrakte“ geschlossen. „Sie verpflichten sich, ihrem Kind abends vorzulesen, der Kindergarten erfüllt dafür seine Verpflichtungen“.

Das Ergebnis der engen Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule: Während in Deutschland verheerende 14 Prozent in ihrer Sprach- und Lesefähigkeit kein messbares Bildungsniveau erreichen, sind es in Schweden drei Prozent. Dabei leben in Schweden genauso viele Migranten wie in Deutschland. Das sei einer der Gründe gewesen, warum die grünen Abgeordneten mit Kollegen aus fünf anderen Bundesländern nicht nach Finnland, dem Sieger von Pisa, sondern nach Schweden gefahren sind.

„Von Schweden lernen, heißt dennoch siegen lernen“, sagen die Grünen und fordern vom Bremer Bildungsressort unter anderem Sprachtests ab dem dritten, nicht wie vorgesehen ab dem fünften Lebensjahr.

Erstrebenswert scheint ihnen auch die verbindliche Kontrolle der Leistungen – auch die der Lehrer – durch eine, wie die Grünen vorschlagen, länderübergreifende „Agentur“. Gleichzeitig solle aber auch in Bremen die schulische Autonomie gestärkt werden. hey