„Engel von Genua“

Der ehemalige SS-Obersturmbannführer Friedrich Engel gibt sich geläutert - Erschütterung über Sühneaktion

Nicht „Henker“, sondern „Engel von Genua“ hätte die italienische Bevölkerung Friedrich Engel nennen sollen. Zumindest wenn man den Ausführungen des früheren SS-Manns glaubt.

Auch am fünften Verhandlungstag erklärte der wegen 59-fachen Mordes Angeklagte, dass die „Sühneaktion“ ihn zutiefst „erschütterte“, führte aber weiter aus, dass dieses „furchtbare Geschehen“ sein „Selbstwertgefühl“ erweckte. „Vergeltung gegen Vergeltung“, betonte er, „konnte im rückwärtigen Heeresgebiet keine Ruhe und Ordnung schaffen.“ Um die Gewaltspirale zu durchbrechen hätte er Vermittlungsgespräche aufgenommen und Befehle „unterlaufen“. So will der promovierte SS-Karrierist über katholische Geistliche zu Mäßigung aufgerufen, weitere Anschläge nicht gemeldet, Sühneaktion vorgespielt, und um den Schwarzmarkt zu bekämpfen, Essen an die Bevölkerung verteilt haben.

Nicht minder beschönigte Engel sein frühes NS-Engagement. Erst als sein Verteidiger ihm in den Mund legte, „na da haben Sie vielleicht etwas übertrieben“, gab er zu von „illegalen Tätigkeiten“ als Student des NS-Studentenbunds in Innsbruck vor dem Anschluss Österreichs gewusst zu haben. Das Gericht hatte auf eine Aktennotiz hingewiesen. Es fragte auch nach, warum der Bruder seines früheren Arbeitgebers ihn 1969 wegen Geiselerschießungen anzeigte. „Weiß nicht“, erwiderte Engel, „wohl aus niederen Beweggründen.“ ASP