Gut aussehend, ehrlich und gefährlich

Kontrolliert knarzende Songs und psychedelische Schleifen: Mit den „Tasty Ones“ um den Gitarristen, Sänger und Kolumnisten Sexton Ming kommt eine der charmantesten Bands England nach Hamburg

Sexton Ming lauert und kauert an einem Tisch in einem Hamburger Restaurant. Er ist etwas verstört und ziemlich nervös. Dem Vier-Tage-Bartträger mit dem netten, sehr beweglichen Blick und der leichten Anorakjacke ist von zwei Mitmenschen innerhalb einer Stunde unabhängig voneinander gesagt worden, wie gut er heute aussehe. Jetzt reagiert Ming: Er schießt mit dem Oberkörper für einen Augenblick nach vorne und bricht in ein lautes Grummeln aus: Er sieht es als unmoralisch an, Leute aus ihren Gedanken zu reißen.

Der Londoner Gitarrist, Sänger, Kolumnist für verschiedene Zeitungen und früheres Mitglied einer von Tracy Emin in einem wütenden Moment The Stuckists getauften Künstlergruppe ist kein berechenbarer, aber auch kein rabiater Typ. Mit lockerem Ernst malt er flashige Porträts zum Beispiel von Vivienne Westwood. Als unerhörte Begebenheiten tarnt er die Randale-Prosa, mit der er seit ein paar Jahren das Feuilleton der Berliner Zeitung Junge Welt rockt.

Und er macht Musik: In aller Ruhe schreibt Ming seit vielen Jahren kontrolliert knarzende Songs. Außerdem produziert er sanft ausufernde psychedelische Schleifen, eine mit Seele geheizte Art Minimal-Techno. Einmal hat er sich selbst als Hausfrau nach Einnahme der von den Rolling Stones besungenen „Mothers little helpers“ fotografiert. Die Aufnahme hat er für die Plakate und die Flyer verwenden lassen, auf denen zur Zeit Konzerte der Tasty Ones angekündigt werden. Das ist die Band, in der Ming zusammen mit dem wunderschönen Gitarristen Charly Fuge und der Bassistin Ella Guru zur Zeit durch Deutschland tourt.

Als Ming und Guru im vergangenen Jahr heirateten, führte der Bräutigam einen Traum von einem Kleid spazieren. Die Braut trug aus gegebenem Anlass einen Smoking. Bevor die beiden die Tasty Ones gründeten, spielte Guru bei den Voodoo Queens aus New York, die wiederum zu den Idolen der Hamburger Sängerin Sandra Grether von Parole Trixi gehören.

Neben den Auftritten mit der Band malt Guru Bilder von Leuten mit wirklich erwiesenermaßen hinreißenden Frisuren. Zu ihren Sujets gehören außerdem Menschen mit einem Gesichtsausdruck, der ehrlich und deshalb sehr gefährlich ist. Schließlich liefert Guru konstruktiv polemische Darstellungen ihrer Freunde. Mit den Tasty Ones kommt sicher eine der charmantesten Bands Englands nach Hamburg. Kristof Schreuf

So, 22 Uhr, Astra-Stube