Tote Hose beim Heer

■ Besuch bei der großen Rudi Scharping-Ausstellung auf der Bürgerweide. Der Humor kommt nicht zu kurz, einige sagen: „So haben wir uns die Bundeswehr immer vorgestellt“

Ketten quietschen, Motoren heulen, schwarze Rußwolken ziehen über das Pflaster. Die Panzerschnellbrücke „Biber“ düst über den Platz. Mitten auf der Bürgerweide beobachten ein paar Schaulustige das Ausfahren der Rampe. „Auf dem vorderen Ausleger lastet jetzt das Gewicht von 150 Tonnen“, quakt es aus dem Lautsprecher, Applaus brandet nicht so viel auf – das ist Show-Time bei „Unser Heer“.

Rund um die Militärarena stehen Panzer, Haubitzen, Kräne und Bulldozer einträchtig in Reih' und Glied. „Verbrauch: 130 l/100 km“, „Reichweite im Gelände: 90 km“ – wie früher beim Autoquartett sind auf Schautafeln die technischen Details der Fahrzeuge vermerkt, zum Teil noch in Frakturschrift und selbst gemalt. Insbesondere Jugendliche ab 14 Jahren will die Bundeswehr mit ihrer Ausstellung ansprechen, Schulklassen bot sie sogar einen kostenlosen Bustransfer an. Gestern Morgen indes kletterten vor allem ältere Männer auf „Fuchs“, „Wiesel“ und „Leopard“ herum. „Ich bin schon ein bisschen aus der Übung“, gesteht ein Graubehaarter, als er eine Abdeckung an einer Maschinenpistolenhalterung auf einem der Panzer öffnet und ihm die Patronenhülsen entgegenkullern. „Dann soll man besser die Finger davon lassen“, entgegnet ein Uniformierter. In der Luke der Haubitze, zwischen Hebeln, Knöpfen und Armaturen, sitzt ein kleiner Stoffbär.

Mehr zum Anfassen gibt es im Handfeuerwaffenzelt. Pistole, Gewehre und Panzerfaust liegen auf dem getarnten Biertisch, in der Ecke, steht eine Schaufensterpuppe, Modell „Soldat“, den Blick geradeaus und die Stirn angestrengt in Falten. „Darf ich mal?“, fragt ein potentieller Wehrdienstleistender und greift zum neuen Sturmgewehr G 36. Er darf. „Richten Sie die Waffen beim Visieren nicht auf Personen, sondern auf neutrale Objekte“, steht auf einem Schild.

„Eigentlich wird das alles hier überhaupt nicht benutzt“, antwortet der Soldat, als ein paar Schüler nach dem Zweck der Waffen fragen. Auch die Panzerfaust vor ihm sei „nur dafür da, den eigenen Hintern zu retten“. „Die Uzi war meine Lieblingswaffe“, gesteht ein Älterer beim Anblick des Feuerrohrs.Wieder rollt ein Panzer in die Manege. Der „Gefreite Freitag“ hebt die Hand zum Gruß, lässt den Motor heulen und schwenkt das Geschossrohr. Öffentliche Schießübungen, erklärt der Soldat, seien nicht vorgesehen – auch nicht mit den Handfeuerwaffen: „Wir können hier nicht demonstrieren, was für'n Wumm so 'ne Waffe macht – tut mir irgendwie fast leid.“

Bei der Artillerie, der „Krone aller Waffen“, wie es auf dem Transparent am Zelteingang heißt – laufen Videofilme vom Truppenübungsplatz. „Das ist doch ganz lehrreich hier“, sagt eine ältere Frau, die zusammen mit vier Freundinnen über das Gelände schlendert. Und, während eine Gruppe von Demonstrantinnen ihre blutbefleckten T-Shirts enthüllen: „Ich bin dafür, dass die Bundeswehr bleibt.“

Trotz Vorbereitung auf den „V-Fall“ kommt auch der Humor nicht zu kurz. Auf einer Comic-Stellwand lässt eine barsche Soldatin ihre männlichen Untergebenen einen Liegestütz nach dem anderen machen. „So haben wir uns die Bundeswehr immer vorgestellt“, steht in der Sprechblase des schwitzenden Soldaten. Es könnte für die ganze Ausstellung gelten. hoi