Grünes Frauenduell im Norden

Wehrexpertin Angelika Beer muss ihren Listenplatz gegen Grietje Bettin (26) verteidigen

BERLIN taz ■ Die eine ist die prominenteste grüne Verfechterin des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan, die andere die jüngste Abgeordnete der grünen Bundestagsfraktion und eine Gegnerin des Einsatzes. Heute treten in Rendsburg Angelika Beer und die 26-jährige Grietje Bettin gegeneinander an, doch der Anti-Terror-Krieg wird bei der Konkurrenz um den einzigen aussichtsreichen Frauenplatz auf der schleswig-holsteinischen Liste für den Bundestag wohl nur eine untergeordnete Rolle spielen. „Ich trete nicht gegen Beer an, sondern für mich“, sagt Bettin.

Beide Abgeordnete gelten als starke Kandidatinnen, die Landesvorsitzende Monika Obieray hat als dritte Bewerberin eher Außenseiterchancen. „Beer ist die profilierteste Grüne, die wir hier auf Bundesebene haben“, sagt ein führender Landespolitiker. Allerdings möchte die 44-Jährige schon zum dritten Mal in den Bundestag und muss daher laut Parteisatzung von zwei Drittel der Delegierten zur erneuten Kandidatur zugelassen werden. Bettin rückte erst im März 2000 in den Bundestag nach.

An Beer gibt es auch von Realos Kritik wegen ihres häufig als zu forsch empfundenen Rufs nach der Bundeswehr – „oft noch ehe es ein politisches Konzept gab“. Gravierender könnte sich auswirken, was in der Partei diskret als „das Interview in der Bunten“ beschrieben wird. Ähnlich wie Rudolf Scharping hatte Beer ausführlich von ihrer neuen Liebe erzählt. Daran bewegt manche Grüne weniger der Beruf des Partners (Bundeswehroffizier), als dass der siebenfache Vater seine Familie verließ. „Es wird selten gesagt, aber das Interview spielt eine Rolle“, so ein Delegierter, schließlich hätten viele Grüne selbst Familie. Beer war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Herausfordererin Bettin attestieren Insider zwei Schwächen: „Sie ist keine besonders gute Rednerin“, sagen selbst Wohlgesonnene. Ihr Spezialgebiet neue Medien, heißt es, „ist kein Thema, wo man als Grüne polarisieren kann“. Bettin hält dagegen: Mit Anliegen wie Datenschutz im Netz will sie die Grünen als Bürgerrechtspartei im Internetzeitalter profilieren.

PATRIK SCHWARZ