Castro redet Klartext

Uruguays Regierung bricht die Beziehungen zu Kuba ab. Auch zwischen Mexiko und Kuba herrscht Verstimmung

BERLIN taz ■ Die Regierung Uruguays hat die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abgebrochen. Das Verhältnis war angespannt, seit Uruguay bei der Sitzung der UN-Menschenrechtskommission in Genf einen Antrag eingebracht hatte, mit dem die Menschenrechtssituation in Kuba kritisiert und die kubanische Regierung aufgefordert wird, einen Bevollmächtigten der UN-Menschenrechtsbeauftragten Mary Robinson ins Land zu lassen.

Kuba hatte alles versucht, um die Verabschiedung dieser Resolution zu verhindern – ohne Erfolg. Mit 23 gegen 21 Stimmen wurde die Resolution am vergangenen Freitag angenommen.

Wütend hatte Kubas Regierungschef Fidel Castro daraufhin den Präsidenten Uruguays, Jorge Battle, einen „übernächtigten und verkommenen Judas“ genannt, der gemeinsam mit Mexikos Außenminister Jorge Castañeda Befehle aus Washington ausführe. Als daraufhin die Nachricht vom Abbruch der Beziehungen in Havanna einging, sagte Castro: „Wie heißt der uruguayische Präsident? In acht oder zehn Jahren wird sich niemand mehr daran erinnern.“

Aber auch die Beziehungen zu Mexiko, dem traditionell stärksten Verbündeten Kubas in Lateinamerika, sind gespannt, nachdem Fidel Castro auf mexikanische Bitte hin der UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung im mexikanischen Monterrey im März nur einen Kurzbesuch hatte abstatten können, um ein Zusammentreffen mit US-Präsident George W. Bush zu vermeiden. Castro hatte schon in Monterrey angedeutet, er verlasse die Konferenz nicht freiwillig nach nur wenigen Stunden. Sowohl Mexikos Präsident Vicente Fox als auch Außenminister Castañeda hatten daraufhin erklärt, niemand habe Castro zum Gehen aufgefordert.

Das mochte Castro so nicht stehen lassen und veröffentlichte am Montag in einer Pressekonferenz den Tonbandmitschnittes eines Telefonats zwischen Fox und ihm, in dem Fox ihn „in aller Freundschaft“ auffordert, seinen Aufenthalt in Monterrey so kurz wie möglich zu halten. Die Veröffentlichung des Tonbandes ist ein einmaliger Vorgang der internationalen Diplomatie, und mit Kritik an diesem „Vertrauensbruch“ ließ die mexikanische Regierung nicht lange auf sich warten. Sie erklärte darüber hinaus, keinesfalls habe es irgendeinen Druck aus Washington gegeben. Tatsächlich aber hatte Bush stundenlang bei einem ungeplanten Aufenthalt in der US-mexikanischen Grenzstadt El Paso auf die Abreise Castros aus Monterrey geharrt. Die aber ließ auf sich warten: Kubas 75-jähriger Staatschef hatte sich in einem Restaurant mit einem guten Freund verplauscht – Venezuelas Präsidenten Hugo Chávez. BERND PICKERT