Schützer eigener Interessen

Ausgerechnet der Präsident der Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz soll mehrfach Insiderhandel betrieben und sich so bereichert haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt

BERLIN taz ■ Das Ziel der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz ist es, „die Aktienkultur in Deutschland zu fördern und das Wissen über Aktien zu verbessern“. Nun soll DSW-Präsident Roland Oetker Insiderwissen über den geplanten Aufkauf der Gea AG durch die Metallgesellschaft genutzt und zu Geld gemacht haben.

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bestätigte gestern einen Bericht der Welt, nach dem sie bereits Ermittlungen gegen Oetker eingeleitet habe. In einem Durchsuchungsbefehl des Amtsgerichts soll es bereits im Dezember 2001 geheißen haben: „Es besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten aufgrund geschäftlicher oder privater Beziehungen zu Vorstandsmitgliedern der Metallgesellschaft AG wussten, dass die Metallgesellschaft beabsichtigte, 75 Prozent der Gea zu erwerben.“

Die Staatsanwaltschaft wirft Oetker und weiteren Verdächtigen aus Wirtschaft und Medien vor, ihre geheime Information genutzt zu haben, um über 70.000 Aktien der Metallgesellschaft zu ordern. Oetker erwarb die Papiere im Januar 1999 zu einem Kurs von 14 bzw. 13 Euro. Als die Übernahme bekannt wurde, sprang der der Kurs an einem Tag um 15 Prozent auf 18 Euro.

Dem Vetter des Dr.-Oetker- Chefs August Oetker werden weitere Insidergeschäfte vorgeworfen. Auch 1998 soll er von der Übernahme des Textilunternehmens Verseidag AG durch die Gamma Holding gewusst und Aktien gekauft haben. Auch hier kletterten die Kurse in die Höhe, als die Fusionsabsicht öffentlich wurde.

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Johannes Mocken bewegen sich „die zu untersuchenden Aktientransaktionen im Millionenbereich“. Oetker wies die Vorwürfe zurück. „Die Beschuldigungen werden sich als unzutreffend erweisen“, sagte er der Welt.

Die Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz hat 25.000 Mitglieder – vorwiegend reiche Privatanleger –, ist auf allen großen Hauptversammlungen zugegen und unterstützt Musterprozesse ihrer Mitglieder. Zu ihnen gehört auch der angeklagte Präsident. Über eine Beteiligungsgesellschaft gehört Roland Oetker 1 Prozent der Klöckner-Werke, er sitzt im Aufsichtsrat von VW und Degussa und war lange Zeit für das Biotechnikkonzern Evotec im Aufsichtsrat.

PHILIPP HORSTMANN