Telekom behält Quasimonopol

Regulierungsbehörde: Telekom muss Gebühren für Private bei Hausanschlüssen nur geringfügig senken. Keine Preissenkungen geplant. Verbraucherschützer enttäuscht

BERLIN taz ■ Der deutsche Telefonriese Telekom bleibt Monopolist im Ortsnetz, bekommt aber weniger Geld für die Überlassung seiner Anschlüsse an die Konkurrenz. Die Regulierungsbehörde in Bonn teilte gestern ihre Entscheidung mit: Die Preise der Telekom für die Konkurrenten für die „letzte Meile“ werden um 24 Prozent gesenkt.

Bei der letzten Meile geht es um die einmaligen Bereitstellungs- und Kündigungsentgelte für einen privaten Anbieter, der den Hausanschluss des Kunden übernimmt. Sie ist der größte Kostenfaktor für die Privaten wie etwa Talkline, Arcor oder Otello.

„Ein Trauerspiel“ sei die Entscheidung der Behörde, monierte Rainer Lüddermann, Geschäftsführer vom Bundesverband der regionalen und lokalen Telefongesellschaften (Breko). Die geringe Entlastung schaffe keinen Spielraum für Preissenkungen. Die Entlastung sei lediglich Zahlenkosmetik.

Auch Marion Krause vom Verband der Anbieter von Telekommunikationsdiensten (VATM) sieht in der Entscheidung keinen Durchbruch. „Der Kunde wird von der Senkung nichts spüren“, sagte Krause der taz. Der Preisnachlass sei viel zu gering, um ihn an den Kunden weiterzugeben. „Wir müssen erst einmal in die Gewinnzone kommen.“ Allerdings erhöhe sich mit zunehmenden Wettbewerb langfristig die Chance für den Kunden, weniger zu zahlen.

In Deutschland gibt es mehr als hundert private Anbieter, die alle eigene Netze aufgebaut haben. Die Leitung reicht jedoch nicht bis zur Telefonbuchse: Die letzten Meter müssen der Telekom abgekauft werden. Auch eine Entscheidung von Finanzminister Hans Eichel vom vergangenen März kommt der Telekom zugute: Frühestens ab Sommer 2003 dürften Discounter ihren Preiskampf auf Ortsgespräche ausdehnen. Bis dahin hat der Kunde nur bei Ferngesprächen die Wahl. Auf diese Weise kann die Telekom ihren Marktanteil von 97 Prozent bei Ortsgesprächen halten. Oft sind Ferngespräche bei privaten Anbietern günstiger als Ortsgespräche bei der Telekom.

Deswegen sind auch Verbraucherschützer von der Entscheidung der Regulierungsbehörde enttäuscht. „Wir hatten einen Druchbruch erwartet,“ sagt Michael Brobowski vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Die Telefonierer hätten großes Interesse an einer freien Auswahl der Anbieter und müssten nun erst einmal vertröstet werden. Immerhin hätten sich die Ferngespräche durch Private um die Hälfte verbilligt.

ANNE HERZLIEB/ANNIKA JOERES