Bremen schockt Bayern in der 91. Minute

■ München spielte im Schongang, Werder fast noch harmloser. Dennoch gelang dem SV mit einem Tor in der Nachspielzeit ein 2:2. Hitzfeld ist „enttäuscht“, Schaaf findet, da war „viel mehr drin“

Vier Tage vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid ist der FC Bayern München in letzter Minute aus den Champions-League-Rängen gefallen. Der Grund: Werder, das stark begann und dann stark nachließ. So schockte Mladen Krstajic den deutschen Meister am Samstag beim 2:2 (1:1) der Münchner gegen Werder Bremen mit dem Ausgleich in der 91. Minute. Diese Schluss-Sekunden rissen die Bayern wohl endgültig aus den Meis-terschaftsträumen.

Vor 52.000 Zuschauern im Olympiastadion hatten die beiden Südamerikaner Claudio Pizarro (21.) und Roque Santa Cruz (55.) für die im Schongang spielenden Bayern die Tore erzielt, auf der Gegenseite sorgte der Brasilianer Ailton mit einem verwandelten Foul-elfmeter (23.) für das zwischenzeitliche 1:1. Die Bayern rutschen damit auf den vierten Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga hinter den FC Schalke 04 ab, Werder klebt weiter auf dem undankbaren Rang 7.

„Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben nicht energisch genug das 3:1 gesucht“, kommentierte Ottmar Hitzfeld das Resultat und beschrieb die neue Ausgangslage: „Wir müssen jetzt alle Kräfte für den dritten Platz mobilisieren. Die Meisterschaft kann man endgültig abschreiben.“

Werder-Amtskollege Thomas Schaaf meinte: „Wir haben bis zuletzt daran geglaubt, dass wir es hier schaffen würden.“ Dennoch fand er: „Heute war auf jeden Fall viel mehr drin.“

Wie angekündigt hatte Hitzfeld die Bayern-Mannschaft im Vergleich zum Champions-League-Hinspiel am Dienstagabend gegen Madrid auf fünf Positionen verändert. Doch erneut hatte der Weltpokalsieger zunächst große Probleme, die spielerischen Mittel zu finden, um die Bremer unter Druck zu setzen. So hatten die Norddeutschen durch Marco Bode (5.) und Ailton (6.) die ersten Torchancen.

Es dauerte 21 Minuten, bis die Bayern erstmals gefährlich vor dem Werder-Tor auftauchten. Ein Volley-Schuss von Willy Sagnol verfehlte das Gehäuse knapp. Kurz danach erzielte Pizarro aus sechs Metern frei vor Werder-Keeper Frank Rost seinen 13. Saisontreffer. Er brauchte nach einem wunderschönen Pass von Kapitän Stefan Effenberg, der sein 350. Bundesliga-Spiel bestritt, nur noch einzuschieben.

Die Freude währte nur kurz. Einen harmlosen Rempler von Thomas Linke an Torsten Frings ahndete Schiedsrichter Jürgen Aust (Köln) mit einem fragwürdigen Foulelfmeter. Ailton (23.) ließ sich die Chance zu seinem 14. Saisontor nicht nehmen. Die Bremer zogen sich zurück und lauerten auf Konter. Der immer gefährliche Ailton (42.) hatte das nächste Tor auf dem Fuß, scheiterte aber an Oliver Kahn.

In einem lahmen Spiel taten die Bayern nicht mehr als nötig, die Bremer waren mal wieder zu harmlos. Es war eine Partie ohne Tempo und mit nur wenigen Torszenen. Eine Flanke von Sagnol verlängerte der Bremer Frank Verlaat unglücklich. Der Ball fiel Santa Cruz vor die Füße und der Nationalspieler aus Paraguay (55.) konnte „abstauben“. Bitter für die Bremer: Bode musste mit Verdacht auf eine Sprunggelenksverletzung vom Platz. Aber dann hatten die zuletzt in den Schlussminuten immer so glücklichen Bayern Pech. Torsten Frings' Kommentar zum 2:2: „Es ist erlaubt, auch in der 90. Tore zu schießen.“ Klaus Bergmann (dpa)