Kein Öko im Kaufhaus

■ Karstadt pfeift auf Umweltpapier: Nach Protestaktionen gegen Tropenholz-Produkte sollen jetzt Gespräche zwischen Robin Wood und dem Konzern folgen

„Umweltgerechtes Handeln ist ein fester Bestandteil unserer Unternehmenspolitik“, verkündet Karstadt im Internet. Groß und bunt präsentiert das Unternehmen dort Kooperationspartner: den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), das Forest Stewardship of Council (FSC) und die Initiative Pro Recyclingpapier. Wie erstaunlich, dass Robin Wood-Aktivisten vergangene Woche Tropenholz-Papier in den Regalen des „Vorbildunternehmens“ fanden (die taz berichtete).

Eine bundesweite Protestaktion gegen das Kopierpapier der Marke „Golden Plus“ bewegte den Konzern noch am selben Tag zum Einlenken. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich Karstadt sehr umweltfreundlich gibt, den Umweltschutz aber beim Einkauf der Waren nicht berücksichtigt. Diese Diskrepanz ist natürlich peinlich“, meint Rudolf Fenner von Robin Wood.

„Wir wussten nichts über die Herkunft des Papiers, haben es über einen holländischen Importeur bezogen“, rechtfertigt Elmar Kratz, Pressesprecher der Karstadt AG, den Einkauf.

Herkunftsland und Produktionsbetrieb lassen sich jedoch, ganz ohne Lupe, auf der Rückseite der Verpackung nachlesen: „Java“ (Indonesien) und „Asia Pulp and Paper“. „Asia Pulp and Paper“, zehntgrößter Papier- und Zellstoffproduzent weltweit, ist nach Angaben der Umweltschützer maßgeblich am Kahlschlag tropischer Regenwälder beteiligt.

„Wenn wir einen Artikel bestellen, haben wir nicht alle Details vor Augen“, begründet Kratz den Öko-Fauxpas. Wegen der Proteste habe man das Sortiment geprüft und keine anderen Produkte aus Indonesien gefunden. Das ist Robin Wood nicht genug.

„Karstadt führt überhaupt kein Kopier-, Fax- oder Druckerpapier in Recycling-Qualität“, berichtet Umweltschützer Fenner. „Das kann nicht sein“, erklärt Kratz. „Wir benutzen doch selber recyceltes Papier für unsere Drucker und Faxe.“ Ausführlich und gerne berichtet der Pressesprecher vom vorbildlichen Engagement seines Unternehmens. Als Mitglied der „Gruppe 98“ hat sich Karstadt verpflichtet, Holzprodukte aus nachhaltiger Waldwirtschaft in den Handel zu bringen. Zudem ist das Unternehmen Gründungsmitglied der Initiative Pro Recyclingpapier.

Schaut man bei Karstadt-Bremen in die Regale, ist allerdings kein umweltfreundliches Druckerpapier zu sehen. Auch kein Fax- oder Kopierpapier mit Öko-Touch. Dafür gibt es das „hochwertige Kopierpapier Golden Plus“. Immer noch – aber im Ausverkauf. Bei Schulheften und Blöcken sieht es besser aus: Blaue Engel und Greenpeace-Logos. „Diese Zeichen stehen für 100 Prozent Altpapierverwendung“, weiß Fachreferent Fenner. Nur in den Kopierer passen die grauen Hefte nicht.

Auch in Bremerhaven, Hannover und Hamburg durchforsten VerkäuferInnen auf Anfrage der taz die Schreibwarenabteilungen. Kein umweltfreundliches Büropapier! Hat Pressesprecher Kratz etwa geschwindelt?

Herr Kratz ist verwirrt. Er hat doch schon mehrfach umweltfreundliches Druckerpapier in seinem Unternehmen erworben. Klaus Wilmsen, Umweltschutzbeauftragter bei Karstadt, weiß mehr: „Es gibt regionale Unterschiede, aber das soll sich bald ändern. Die Einkaufsabteilung ist dabei, sich Angebote einzuholen, um dann flächendeckend recyceltes Druckerpapier anzubieten.“ Damit wäre nach der Auslistung des Tropenholz-Papiers, die zweite große Forderung der Robin Wood-Aktivisten erfüllt: ein erweitertes Recyclingpapier-Sortiment. Noch im April treffen sich Karstadt und die Umweltschützer zu weiteren Gesprächen. Dafür hat Robin Wood alle Aktionen vor Kaufhauseingängen eingestellt. Antonia Götsch